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LA GOMERA – RUNDWANDERWEG GR132

7 Tage – 110 km – 6.800 hm
(16.-22.12.2019)

1. Etappe GR 132:
San Sebastian – Hermigua (17 km, 630 hm)

In der Früh geht es mir erkältungstechnisch zum Glück schon etwas besser. Gut so, denn die erste Etappe steht an. Von der Unterkunft Casa Endorfina (einem Raumwunder mit Wasserkocher) in Los Christianos auf Teneriffa geht es per pedes zum Hafen. Zunächst heißt es die Fährfahrt zu überstehen. 8:45 Uhr nach San Sebastian auf La Gomera; Dauer 1,25 Stunden. Die erste Hürde wird ohne Zwischenfälle genommen – trotz Wind und entsprechendem Schaukeln.

Nachdem wir uns in einem Supermarkt dann noch mit dem Tagesproviant ausgestattet haben, geht es wirklich los. Die erste Rast findet bei trüben Wetter auf Steinen und fast in Kakteen statt. Ja, und ein neues Taschenmesser ist scharf und Kakteenstachel können wirklich weh tun. Im Wechsel zwischen Sonne, Wind, Schatten und dann doch sogar etwas Nieselregen – wir verhüllen daher unsere Rucksäcke, aber wirklich das einzige Mal auf dieser Reise – meistern wir die 17 km mit 630 hm.

Die Unterkunft Finca Pinero wartet schon mit meinem Namensschild auf und ist von der Straße aus erkennbar – ein großes geräumiges Zimmer mit Küchenzeile und Mikro. Bevor wir uns bei einer heißen Dusche aufwärmen (denn es ist doch irgendwie kalt) und es uns gemütlich machen, suchen wir noch den Minisupermarkt im Ort auf und decken uns dort für den Abend und nächsten Tag ein. Es gibt Minigläser mit Nescafé – wow, wir werden doch jeden Morgen Kaffee haben. 🙂 Zum Abendessen gibt es Nudeln mit Soße in Begleitung von einer Tasse guten Pfefferminztee

2. Etappe GR 132:
Hermigua – Vallehermoso (19 km, 910 hm)

Wir starten gegen 9 Uhr. Den langgezogenen Ort hindurch geht es Richtung Hafenbereich, der recht dreckig anmutend ist. Nach diesem kurzen “Abstieg” geht es dann stetig bergauf über Straßen und Steinterrassen. An einer roten Bank an einer Art Aussichtspunkt in der Ortschaft Agulo müssen wir die erste Trinkpause einlegen.

Weiter geht es dann auf einem irgendwie “warmen” mit Holzbalken präparierten Weg mit rotbrauner Erde. Unterwegs huscht bei einem Schulterblick ein roter Punkt durchs Sichtfeld. Dieser entpuppt sich bei dessen Überholvorgang als älterer Herr. Zu unserer Verteidigung: Wir sind mit 12kg-Rucksäcken unterwegs. Er hat nur eine rote Jacke, blauen Hut und kurze Hosen an. …

Eine ausgiebige Siesta machen wir bei Las Rosas am See in einer nett hergerichteten Picknickarea. Dann heißt es weiter bergauf. Die Landschaft um den Roque Cano vor Vallehermoso ist sehr schön anzusehen. Die letzten Meter in den Ort geht es dann wieder bergab. Ich lechze nach einem Erfrischungsgetränk und so streben wir zur Ortsmitte direkt in den Sparmarkt und pausieren dann auf dem angrenzenden Stadtplatz, bevor wir zur Unterkunft Casa La Terraza schlendern.

Uns wird ein schönes Apartment mit Küchenzeile inkl. Wasserkocher, Sandwichmaker und Kühlschrank und Dinge wie Salz, Pfeffer, Zucker, Tee, Kaffeeweißer sowie kleinem Garten präsentiert – perfekt, was braucht man mehr? Zum Abendessen steuern wir die Bar am Stadtplatz an – dem Besitzer werde ich wohl ob der ausgeschütteten Cola in Erinnerung bleiben.

3. Etappe GR 132:
Vallehermoso – Arure (14,5 km, 1.290 hm)

Wir starten mit einer Ehrenrunde durch Vallehermoso – es ist einfach so schön hier. 🙂 Dann geht’s auf dem richtigen Weg über Treppen raus aus der Stadt und weiter auf typisch rotbraunem Boden in stetiger Steigung. Hier etabliere ich mein Mantra: 1, 2, 3, 4 – einfach langsam immer weiter. Es ist ein anstrengender aber schöner Weg, auf dem uns auch MTBler entgegenkommen – waghalsig.

Oben angekommen geht’s ein Stück entlang einer Straße, dann vorbei an einer Art Kirche auf einem gepflasterten und mit Steinmauer eingefassten Platz und ab hier wieder bergab auf einem rutschigen Pflasterweg, denn es ist schattig und die Sonne kam hier noch nicht zum Zug. Dieser Wegabschnitt bis nach Alojera ist nicht schön – der Anblick von oberirdischen Rohrleitungen, grober Müll und der dann unrund-steinig-staubige Weg bieten keine schöne Wanderatmosphäre. Die Rast findet auf einem Verkehrskreisel statt, welcher mit einem weißen Metall-Weihnachtsbaum und dieser wiederum mit ein paar weißen Kugeln geschmückt ist – ein seltsames Ensemble.

Dann geht’s wieder aus der Stadt raus. Hier wird der steil ansteigende Weg wieder annehmbarer, bis es über eine Straße geht, immer weiter aufi und der Weg immer felsiger und schmaler wird. Und die aufziehenden Wolken ihr übriges für mein Unbehagen tun. Und dann geht es auch noch direkt am Hang entlang. Vielleicht ist es daher sogar von Vorteil, dass die Wolken die wahre Tiefe des Abgrunds verschleiern. Die Angst treibt mich mit schnellen Schritten voran. Und dann plötzlich gibt es wieder gepflasterte Zivilisation am Mirador Ermita del Santo.

Durch das “Portal” hindurch sieht die Welt auf der anderen Seite mit dem Blick auf Arure schon wieder ganz anders aus. Die Sonne strahlt und ich tue es auch und brauche erst mal zwei Pepsi auf den Schock. Die Unterkunft Arure Plaza ist großzügig und ausreichend ausgestattet und bietet einen schönen Blick ins Tal.

4. Etappe GR 132:
Arure – Valle Gran Rey (9 km, 850 hm)

Wir brechen recht spät gegen 9:30 Uhr auf, denn heute geht es eigentlich nur bergab und das nicht weit. Und obwohl unser Ziel der Strand ist, geht’s zunächst erst mal bergauf, vorbei an einer Ziegenherde und über eine Hochebene mit Blick aufs Meer. Ein verfallenes Haus lädt uns zum Verweilen und Fotomachen ein. Nach dem angenehmen leicht abfallenden Weg auf der Hochebene folgt ein steil sich am Hang entlang abwärts schlängelnder steiniger Steig gen Valle Gran Rey.

Dort steuern wir direkt die Unterkunft Charco del Conde an. Es ist wieder ein großzügiges Apartment mit Balkon und Mini-Blick aufs Meer. Dann geht’s erst mal wieder einkaufen. Wir nutzen die Gegebenheiten für einen Waschtag. Nach der Pflicht, kommt die Kür – ein Spaziergang am Strand bei untergehender Sonne zum anderen Ortsteil, wo etwas mehr Leben ist. Wir entscheiden uns für einen Abend bei Wein, Käse, Kräcker und Oliven und gehen dafür ein zweites Mal einkaufen. Die Gemütlichkeit der abendlichen Balkonatmosphäre und die Gschmackigkeit vom Campo Viejo Semidulce führt zur Entscheidung für eine zweite Flasche Wein und ein weiteres Stück Käse. Und so schlendern wir halb angetrunken ein drittes Mal zum Sparmarkt und lassen es uns mit genüsslichem Konsum damit gut gehen.

5. Etappe GR 132:
Valle Gran Rey – Imada (18,5 km, 1.400 hm)

Trotz des exzessiven Abends geht es mir heute richtig gut – die Grundlage ist eben alles. Wir starten 8:50 bei quasi 0 hm aus der Stadt und dabei immer aufwärts – und das 3 Stunden lang bis El Cercado auf 1.034 hm. Uff, wow. Aber das war ein wirklich schöner Wegabschnitt.

Wir rasten mit Blick auf den Berg La Fortaleza, der sich während unserer Pause in ein Wolkenkleid hüllt. Über Chipude und Pavon vorbei am Kultberg geht es weiter nach Igualero – hier wieder mal an einem Hang entlang, wobei man auch hier wieder aufgrund der verharrenden Wolken nicht in die Tiefe blicken kann. Von dort laufen wir ca. 1,5 km auf Asphalt und dann einen weiteren steilen und steinigen Weg abwärts nach Imada.

Aufgrund meiner schmerzenden Füße ob der insgesamt 1.400 hm bin ich die letzten Meter im Schneckentempo-Modus unterwegs. Den ersten Menschen, den wir im Ort erblicken, ist eine auf einer Treppe scheinbar wartende Frau. Sie entpuppt sich als “Türöffner” zum Hotel Rural Imada. Dann gibt es mal wieder Dosen-Pepsi, gezogen vom Automaten, die wir erfrischend auf dem Balkon genießen. Und nun zünde ich eine Kerze an, die ich die ganze Zeit im Rucksack mitgetragen habe. Sie steckt in einem Schokokeks als Kuchenersatz. Die Geste zählt. Wir stoßen mit Dosenbier und Prosecco auf einen runden Geburtstag an.

6. Etappe GR 132:
Imada – Playa de Santiago (11,5 km, 950 hm)

Beim überschaubaren Frühstück für 6 € pro Person kommen wir mit zwei (Festland-)Spaniern ins Gespräch, die in drei Wochen eine Art Inselhopping (á la Winetasting) machen. Sie erzählen, dass bei ihnen die Tour zum Teide vor drei Tagen abgesagt wurde, weil Lift und Weg gesperrt waren. Hoffentlich ist beides bei uns wieder offen. So starten wir 9:15 Uhr zur Etappe. Und obwohl wir wieder einen Strand als Ziel haben, geht es zunächst auf der Straße in Serpentinen bergauf aus dem Ort.

Am höchsten Punkt wechseln wir dann auf einen Wanderweg Richtung Alajero, eine dem Anschein nach geldige Stadt, denn hier ist alles sauber, die Häuser neu (hergerichtet). Aus der Stadt raus geht es dann über Stock und Stein, weiter direkt neben dem Flughafen vorbei stetig aber moderat abwärts. Und kurzzeitig habe ich die Befürchtung, es gehe die letzten Meter wieder steil am Hang entlang hinunter (wie nach Valle Gran Rey), aber nachdem wir durch die ersten Häuser kommen, eröffnet sich ein gepflasterter Weg, teils mit langgezogenen Treppen.

An einer Bank an einer Art Aussichtspunkt machen wir noch mal Rast und schauen auf die Stadt Playa de Santiago hinunter. Auf der anderen Seite müssen wir wieder ein paar Meter rauf, da dort unser Hotel verortet ist. Aber zuvor decken wir uns mal wieder mit Wein, Käse und Kräcker ein.

Die Hotelanlage ist riesig und wir beziehen unser geräumiges Standardzimmer, nachdem wir bei einer deutschen Rezeptionistin eingecheckt haben. Auch hier nutzen wir die Gegebenheiten, um noch einmal Wäsche zu waschen.

Dann begeben wir uns mittels dem im Berg eingelassenen OTIS-Aufzug (und nicht über die 169 Stufen wie beim Hinweg) zum Strand hinunter. Dort machen wir einen Spaziergang zum Hafen, stoppen bei einem Supermarkt für ein Eis und gönnen uns am aufgeschütteten Pier ein paar Minuten Ruhe. Zurück im Hotel richten wir in bewährter Manier mit den uns nur spärlich zur Verfügung stehenden Utensilien (2 Weingläser, 2 Wassergläser, 2 Zahnputzgläser) unser Abendmahl her.

7. Etappe GR 132:
Playa de Santiago – San Sebastian (18 km, 770 hm)

Gegen 8 Uhr starten wir zum Frühstück. Ein reichhaltiges Buffet lädt zu mehrmaligen Gängen ein. Nachdem wir uns sehr gut gestärkt haben, treten wir die letzte La-Gomera-Etappe an, die, wie sich später rausstellen sollte, die (für mich) anspruchsvollste ist.

  1. bergab: Richtung Campervan mit deutschen Urlaubern → bergauf: Markierung 111 km
  2. bergab: gen Bananenfelder und fahrendem Auto mit offener Tür → bergauf: am Hang und dann über langgezogene Hochebene mit zwei einsamen Palmen, die einem Footballtor ähneln
  3. bergab: entlang einer langgezogenen Bergzunge, dann steil abwärts Richtung Hotelanlage in einer Bucht → bergauf: in praller Sonne, ich mit meinem Mantra voran – 1, 2, 3, 4 …
  4. bergab: steil ins nächste Tal und dort schnurgerade bis zum Strand, an dem ein paar Wanderer pausieren → bergauf: gehofft das letzte Mal am Hang entlang, sodass wir fast ums Eck in die vorherige Hotelbucht schauen können; dann auf einer Hochebene nah am Rand entlang bis die Sicht auf den nächsten Abstieg frei wird
  5. bergab: geht es aber nur halb, um auf den nächsten Hochebenenausläufer zu kommen → bergauf: in gleich Höhe wie zuvor abwärts und dann wieder auf der Hochebene weiter – die Stadt in Sicht und schon zum Greifen nahe
  6. bergab: zum letzten Mal und nun runter nach San Sebastian

Dort angekommen, dauert die Suche nach der Unterkunft Aptos. La Palmita nº 7 leider noch mal 45 Minuten. Es ist mittlerweile schon 18 Uhr, ich bin erschöpft und will einfach nur noch eine Dusche.

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