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ISLAND

Reisetagebuch

Tag 122.07.2023 – Anreise 

Kurz vor 9:00 Uhr stapfe ich von meiner Wohnung zum Bahnhof. Gerade und nur heute ist Schienenersatzverkehr. Ein Bus fährt just ein, als ich gerade die letzten 200 m zum Einstieg gehe und ich denke mir: Das ist meiner. Ich bin aber noch nicht ganz an der Haltestelle. Er hält kurz und fährt dann aber weiter. Ich laufe über die Wiese, winke ihm, dass ich mitfahren möchte. Doch der Busfahrer zuckt nur mit den Schultern und fährt davon. Okay, zum Glück war es nicht mein Bus. Dieser kommt pünktlich 10:05 Uhr und fährt direkt zum Rosenheimer Bahnhof. Auf die Bahn ist natürlich wieder Verlass, denn der Zug kommt 15 Minuten zu spät, aber in München Ost bekomme ich rechtzeitig die terminierte beziehungsweise per Reiseroute vorgeschlagene S8 zum Flughafen.

Hier angekommen, trete ich sogleich den Weg zur Gepäckaufgabe an. Ohne Probleme checke ich ein. Ich trotte gemütlich zum Security-Check, aber weile noch davor auf einer Bank und esse meine belegte Semmel. Zuvor ist mir bereits eine Frau mit Hund aufgefallen, die diesen scheinbar trainiert. Ich schaue sie oft an, denn sie geht mehrmals an mir vorbei, lässt den Hund Platz machen, geht weg, lockt ihn wieder her – alles sehr professionell. Wir kommen ins Gespräch. Es ist ihr Begleithund, denn sie hat Epilepsie. Fünf Jahre trainiert sie ihn schon und möchte mit ihm fliegen. Dies hat sie bereits einige Male auf einstündigen Flügen zu ihren Eltern in die Niederlande sowie nach Teneriffa gemacht. Sie ziehen weiter und ich passiere die Sicherheitskontrolle. Danach muss ich feststellen, dass auch mein Flug eine halbe Stunde Verspätung hat, was soll’s. Als ich dann meinen Platz im Flieger erreiche, ist es zwar ein Fensterplatz, aber Überraschung: der Platz hat kein Fenster. Der Flug vergeht mit knapp 4 Stunden mit Dösen, Island-Reiseführer lesen und einfach nur Löcher in die Luft gucken. Alles verläuft reibungslos.

Ich warte auf den Shuttle zur gebuchten Mietautofirma. Gemeinsam mit einem jungen Paar werde ich zur Auslieferungsstelle gefahren. Eine nette Frau weist mich ein, gibt mir Hinweise – auch, dass es empfehlenswert ist, doch den Vulkan einmal zu besichtigen, denn eine Wanderroute ist freigegeben. Nach kurzer Verwirrung, ob des blau aufblinkenden Lichts (Wasser ist noch nicht auf Temperatur) und Nachfrage beim Chef trete ich meine Reise zur blauen Lagune an. Hier, weile ich eine halbe Stunde inkl. Begehung des Außenbereichs und fahre dann weiter zum auserkorenen Campingplatz Grindavík.

Es ist schon gut voll hier. Ich parke an der Seite und checke ein, es kostet 2200 ISK. Ich kundschafte kurz die Küche und Aufenthaltsraum aus und zapfe mir Wasser ab. Dann gehe ich duschen und richte mein Schlaflager her. Ich bin gespannt, wie die erste Nacht verläuft, denn es wird ja nur 4 Stunden dunkel. Die Gardinen sind schon zugezogen. Gleich werde ich meine Schlafbrille aufsetzen oder versuche selbigen zu finden. Gute Nacht.

Tag 2 – 23.07.2023 Grindavík – Selfoss

Vom Campingplatz Grindavík  geht es schon sehr sehr früh los, denn ich bin bereits seit 3:45 Uhr wach. So starte ich dann aber doch erst gegen 5:45 Uhr zum Vulkan. Laut Information ist die blaue Route vom Parkplatz 5 aus offen. Hier gilt es, per Handy-App Parkgebühren zu entrichten. Ich lade die App herunter und buche aber nicht, denn ich bin mir nicht ganz sicher. Und die Intuition bestätigt mich, denn oben auf dem Parkplatz steht wie schon am anderen Parkplatz eine Polizeistreife. Sie rollt mir geben und der nette Polizist sagt mir, dass die Route gerade gesperrt ist und gegebenenfalls später am Tag geöffnet wird. Okay, danke. Also drehe ich um.

Fahre auf die Hauptstraße nach links und nun Richtung Reykjavik beziehungsweise meines ursprünglichen Ziels Mosfellsbær. Dies war mein initial geplanter Übernachtungsort. Aber so peile ich die Silfra-Spalte an. Auf dem Parkplatz P5 ist wieder eine Gebühr zu entrichten, ganz einfach per Kreditkarte. Dann geht es ein paar Schritte zurück über eine kleine Brücke und zum Startpunkt für Tauchgänge, die von verschiedenen Anbietern durchgeführt werden, denn eigentlich kann man sehr gut die Silfra-Spalte per Schnorcheln entdecken. Das Wasser ist glasklar, man kann sehr tief blicken. Doch dieses Angebot nehme ich nicht wahr und schlendere nur den Weg vom Einstieg bis zum Exit trockenen Fußes entlang und mache ein paar Fotos. Ich weiß nicht, warum, aber hier gibt es auch wieder sehr viele lästige Fliegen. Das erinnert mich ans Outback von Australien. Am Parkplatz zurück nehme ich noch einen Rundwanderweg mit bergauf und bergab und halte die Landschaft mit der Kamera fest.

Weiter geht’s zum Strokkur Geysir. Dieser spuckt alle 4-10 Minuten eine kleine bis große Fontäne Wasser. In verschiedenen Versionen – Slowmotion, normal und in Bildern mit und ohne mir – halte ich das Spektakel fest. Ich wandere auch noch zu einem Aussichtspunkt, von wo aus man das Naturschauspiel ganz gut bewundern kann. Dann geht’s zurück zum Auto und weiter zum Gullfoss-Wasserfall. Auch dieser ist sehr imposant. Er kann von oben und ganz aus der Nähe auf Augenhöhe besichtigt werden. Ich nehme beide Wege und mache wieder viele Fotos und auch Videos. Die Sonne strahlt. Es ist einfach fantastisch. Im Gegensatz zum Morgen, als über dem ganzen Land ein Nebelteppich hing. Da es erst gegen Mittag ist, kann ich noch ein gutes Stück Strecke zurücklegen.

So entschließe ich mich zum Kerið, einem Kratersee, zu fahren. Hier ist ein kleiner Obolus für die Besichtigung zu entrichten. Man kann den Kratersee oben umrunden und hat einen super Blick ins Kraterbecken, aber auch untenrum haben sich einige aufgemacht den See innerhalb des Kraters zu umrunden. Das ist wohl aber nicht ganz gewollt, denn der Weg ist auch nicht ganz sicher, da er nah am Wasser entlang führt. Von hier aus geht’s dann zum Endziel des heutigen Tages: Selfoss.

Der Campingplatz taugt mir mehr als der gestrige. Hier gibt es viel grüne Wiese mit Bäumen dazwischen. Ich suche mir ein Plätzchen nahe der Aufenthaltsräume. Zuvor war ich kurz im Supermarkt bei Kronas und habe mir Äpfel, ein belegtes Baguette und Käsestangen für morgen früh besorgt. Auf dem Campingstuhl in der Sonne lass ich mir das belegte Brot schmecken, schicke ein paar Bilder in die Heimat und mache mich dann auf zur Ganzkörpererfrischung. Und schwupps ist schon der Tag gut gefüllt vorbei. Ich bereite anhand des Marco Polo Reiseführers die nächsten Tage mit den Zielen vor. Beim Lesen eines Sommer-Schmökers fallen mir fast die Augen zu – so soll es sein. In diesem Sinne, gute Nacht weiß gar nicht, ob ich es gestern erwähnt hatte, aber beim Abflug in München gab es eine nette Situation als ein älterer Herr zu seiner Frau rief: „Gisela, nun komm schon.“ und dabei leicht genervt die Augen verdrehte.

Tag 3 – 24.07.2023 Selfoss – Vík

Am Abend zuvor bin ich schon sehr sehr zeitig eingeschlafen, nachdem ich noch zwei Kurzgeschichten aus dem Buch gelesen hatte. Es war noch nicht mal 20:00 Uhr. Irgendwann gegen 1:00 Uhr bin ich dann mal aufgewacht. Es war dunkel in Anführungszeichen. Ich war so müde, aber präventiv habe ich mir dann die Schlafmaske aufgesetzt, um ja noch weiter zu schlafen und nicht wie am Tag zuvor bereits um 3:30 Uhr munter zu sein. Als ich dann die Augen aufmachte und aufs Handy schaute, war es aber schon 6:30 Uhr. Wow, mein Körper hat doch ganz schön viel Ruhe und Schlaf gebraucht. Also auf zur Morgenroutine, Sachen für den Tag anziehen und ins Regenzimmer gehen. Ich hab mir gedacht, heute wäre es schön, einen Kaffee zu trinken, wenn auch ohne Milch. Also bin ich in die Küche. Gleichzeitig habe die Chance genutzt, mein Handy zu laden und mir löslichen Kaffee mit Zucker gemacht.

Also auf zum ersten Ziel des Tages: Seljalandsfoss-Wasserfall. Es war natürlich schon gut viel los, als ich um 9:00 Uhr dort eintraf. Aber der Rundgang hinter dem Wasserfall entlang sowie zum kleinen Gljúfrabúi-Wasserfall, welchen man nur durch einen schmalen Felsdurchgang erreicht, sind einfach ein Muss. Auf einem Felsen in der „Höhle“ kann man dann beeindrucktende Fotos machen oder von sich machen lassen, was ich auch diesmal getan habe, d.h. andere Touris gebeten, mich abzuschießen.

Weiter ging’s dann mit dem Ziel des Swimming-Pools Seljavallalaug, welcher 1923 angelegt wurde. Doch die letzten 300 Meter waren einfach dermaßen Schotterpiste, dass ich das dem Auto und mir nicht zugetraut habe. Also bin ich wieder Richtung Ringstraße umgedreht gen Skógafoss-Wasserfall. Dieser stürzt auf einer Breite von 25 Metern über 60 Meter in die Tiefe, aber man kann ihn auch von oben besichtigen und hier den Wanderweg Fimmvörðuháls-Trail weitergehen. Währenddessen kommt man an etlichen weiteren kleineren Wasserfällen vorbei. Es ist ein unglaublich schöner Wanderweg, den es Wert ist, zu gehen mit Sack und Pack, aber da ich andere Pläne und auch keinen Rucksack dabei hatte, außer den kleinen, in welchem sich aber eher meine Kamera befand, denn Wanderklamotten oder Wanderequipment.

Dort habe ich eine Dreiergruppe Silver-Ager gebeten, mich zu fotografieren. Wir kamen ins Gespräch. Einer davon war bereits 1996 in Island und ist diesen Weg von der anderen Seite gegangen. Er empfahl, noch ein Stück weiter zu gehen, wenn ich denn Zeit hätte. Das tat ich, bevor ich dann wieder zurück zum Parkplatz bin.

Und auf zum nächsten Ziel: dem Sólheimasandur Flugzeugwrack einer 1973 abgestürzten US Navy C-117D. Mit einem flotten Schritt schafft man es in 45 Minuten bei den Überresten des Flugzeugs zu sein. Hier war einiges los. Viele Drohnen waren in der Luft, bis es ein wenig ruhiger wurde und man ohne andere Menschen das Wrack fotografieren konnte. Dann ging es 45 Minuten zurück zum Parkplatz und auch noch auf zum nächsten Ziel, welches vor dem Finale des Tages – dem Campingplatz in Vík lag: der schwarze Strand von Reynisfjaras.

Auch hier gab es Touris und Hülle und Fülle und man konnte gar kein Bild machen, ohne sie abzulichten. Nun denn, die Sicht war ohnehin schlecht – wie die vergangenen anderthalb Tage hängt über Island ein Nebel, eine Wolkenlandschaft, ohne wirklich Regen abzulassen. Aber es wirkt immer sehr bedrückend, auch wenn es eigentlich von der Temperatur her angenehm ist. In Vík habe ich aber schnell einen Stellplatz gefunden, nachdem ich vorher noch bei Kronas kurz einkaufen war. Damit schließt der zweite Island-Tag voller abwechslungsreicher Eindrücke und etlicher Kilometer per pedes.

Tag 4 – 25.07.2023 Vík – Höfn

Ich bin schon gegen 5:30 Uhr wach, mache die Morgenroutine und möchte fix ein Kaffee trinken in der Früh, doch leider wird die Küche bzw. der Aufenthaltsraum erst 7:00 Uhr geöffnet. Aber da dieser Morgen von wärmenden Sonnenstrahlen und einen wunderschönen Sonnenaufgang gezeichnet ist, entschließe ich mich zur nahe gelegene Kirche von Vík, die etwas oberhalb liegt, auf einem morgendlichen Spaziergang zu besichtigen, um einerseits die Zeit zu vertreiben und andererseits den Körper ein bisschen in Schwung zu bringen.

Es ist ein wunderschöner, kurzer Spaziergang, und es entstehen noch schönere Bilder im Morgenlicht. Zurück auf dem Campingplatz muss ich nicht mehr lange warten. Die Küche öffnet sich, und ich gönne mir schnell zwei kleine Tassen Kaffee. Ich packe meine sieben Sachen und fahre los.

Das Ziel ist Fjaðrárgljúfur, eine sehenswerte Schlucht mit Wasserfällen. Die Sonnenbrille, die ich mir gleich aufgesetzt hatte, kann ich nach circa 15 Minuten wieder absetzen, denn der Himmel zieht sich zu und weint ein bisschen. Die Wolken hängen sehr tief. Es wird kühl im Auto. Unterwegs halte ich an einem schön hergerichteten Rastplatz, auf dem ein älteres Pärchen scheinbar genächtigt hat, denn das Zelt liegt zusammengeklappt neben dem Auto und sie frühstücken an der Picknickbank.

Man kann das kleine Aussichtsturm-Bauwerk hinaufgehen und in die Landschaft blicken. Leider nicht so weit, denn es ist rundherum diesig. Weiter geht die Fahrt. Ich muss mich an die Worte von der Freundin erinnern, die schon zwei mal hier war: Wenn es mal regnet, warte 5 Minuten, dann kommt die Sonne wieder. Und so ist es auch. Durch verschiedene Landschaftsabschnitte kommt mal die Sonne, nein, nicht wirklich die Sonne hervor, aber die Wolken reißen ein bisschen auf, und es herrscht wieder klare Sicht.

Am Ausgangspunkt der Wanderung sammeln sich wieder viele Touris auf dem Parkplatz. Auch ich bin einer von ihnen. Er kostet wieder 1200 ISK Parkplatzgebühr und auf geht’s zur Wanderung. Ganz hinten führt eine Eisentreppenempore quasi fast ins Nichts und lässt einen in die Tiefe blicken. Es entstehen wieder einige schöne Bilder. Weiter geht die Fahrt.

Laut Google Maps gibt es einen weiteren kleinen Wasserfall, dem Foss á Síðu, gleich neben der Straße, aber der liegt auf einem Privatgrundstück. Auf dem kleinen Wendeplatz vor dem abgesperrten Grundstück ist ein Hund. Dieser legt mir einem Stein vor die Füße mit der Intention, man solle diesen doch wieder wegwerfen, sodass er ihn wieder bringen kann – er hat wohl sonst wenig Beschäftigung und animiert so die Touris, die sich hierher “verirrt” haben. Es regnet, und so halte ich Hund und Wasserfall schnell mit ein paar Bildern fest, bevor ich weiterreise.

Nur ein paar 100 m weiter biegt die Straße rechts ab in einen kleinen Parkplatz und zu einem weiteren kleinen Rundgang um kurios entstandene Felsformationen von Dverghamrar.

Die Fahrt geht weiter – mal mehr mal weniger mit klarer Sicht durch grüne Abschnitte und schwarze Lavawüstenlandschaft. Nochmals biegt ein kleiner Rastplatz nach rechts ab und bietet den Blick auf ungewöhnliche Felsformation.

Ich fahre weiter und entschließe mich gegen 11:30 Uhr zu rasten am Kálfafell Parkplatz, auf dem niemand steht. Und was passiert? Ich bin keine Minute da und links rechts füllt sich dieser kleine Parkplatz. Es ist wohl magisch anziehend, dass da, wo mehrere Autos stehen, etwas tolles zu sehen ist. Ich mache meine Brotzeit, wandere auch zu den ausgeschriebenen Besonderheiten und führe meine Fahrt fort.

Endlose Minuten und viele Kilometer nichts, einfach rechts und links nichts – leere Weite, eben noch schwarz, dann wieder grün. Irgendwann habe ich einen Bus hinter mir und ich fühle mich etwas genötigt, zu schnell zu fahren.

Mein nächstes Ziel geht zum Skaftafell-Nationalpark mit dem Svartifoss-Wasserfall und der Gletscherzunge Skaftafellsjökull. Der Rundweg um den Wasserfall ist circa 5 km lang. Auch hier hat es vorher geregnet und es ist kalt gewesen, so dass die Aussicht auf diese nasskalte Wanderung nicht sehr schön war. Doch dort angekommen, wurde es trocken und sogar ein bisschen warm, vielleicht auch durch die Bewegung im schnellen Schritt.

Zugegeben, vom Wasserfall bin ich etwas enttäuscht, denn er ist jetzt nicht der beeindruckendste. Den Weg zum Gletscher, beziehungsweise zur Gletscherzunge nehme ich natürlich auch noch mit. Hier sind es auch noch mal circa 2 km hin und zurück. Es ist schon beeindruckend oder auch beängstigend für mich, zu sehen, wie groß der Gletscher früher war und ins Landesinnere geragt hat und sich nun immer weiter zurückzieht.

Als ich von diesem Hotspot meine Fahrt nach Höfn fortsetze, fällt mir ein Hitchhiker auf. Ich halte und nehme ihn mit. Es ist ein 22-jähriger Bulgare, der eigentlich in China studiert, aber jetzt drei Jahre pausieren musste wegen Corona und sich die Zeit auf Reisen vertreibt. Er ist ein smarter junger Mann, der scheinbar schon eine Menge Erfahrung oder zumindest viel Wissen hat.

Wir setzen unsere Fahrt zum Fjallsárlón Gletschersee fort. Hier sieht man Eisberge im Wasser treiben. Es ist wahnsinnig beeindruckend.

Was dann passiert ist, wie Bodo Schäfer immer sagt: Frage nach noch mehr Problemen. Und da waren sie. Auf meiner Spur kommt mir ein kleiner SUV entgegen. Er ist mit mindestens einen halben Meter auf meiner Spur und dann knallt es. Spiel gegen Spiegel. Gott sei Dank nur das. Leider hat mein Mitfahrer just in dieser Sekunde mit dem Handy gespielt und es nicht mitbekommen. Ich schaue in den verbliebenen Seitenspiegel. Sie halten an der Abbiegung zum Gletschersee-Parkplatz. Ich drehe auf der Straße rum und fahre wieder ein Stück zurück. Und es kommt, wie es kommen musste. Der Typ streitet natürlich alles ab. Ich wäre ihm auf seiner Spur entgegen gekommen, er sei in der Mitte seiner Spur gefahren. Ich fluche innerlich so laut, was nach außen nur in homöopathischen Dosen ankommt. Hinter ihm ist natürlich einer seiner Companions gefahren und kann das „bezeugen“. Ein älterer Mann, der sich grad so auf den Beinen halten kann. Damn it. Ihr könnt nicht mal gescheit in dieser Abbiegungparken, ohne innerhalb von Sekunden alles zu blockieren. Alles steht still und hupt. Ich mache ein Foto von seinem Spiegel und sage, ich möchte bitte Personalien austauschen. Nein nein, das regelt seine Mietwagenfirma, steigt ein und fährt davon. Double damn you.

Naja, das Universum und Karma werden es schon richten. Uns ist zum Glück nichts passiert, denn es hätte auch noch schlimmer kommen können. So ist es nur der Spiegel. Ich fahre zurück auf den Parkplatz und telefoniere mit meiner Mietwagenfirma. Sie wollen alles in die Wege leiten. Ich habe ein netten Mitarbeiter am Telefon. Ich schicke ihm noch schnell die Bilder vom nicht mehr vorhandenen Spiegel.

Dann fahren wir weiter und schauen uns noch den Diamond Bach an. Am Parkplatz dort klingelt mein Telefon. Es ist der nette Mitarbeiter von der Mietwagenfirma. Er hat alles organisiert und lässt den Spiegel nach Höfn schicken. Ein Mechaniker wird ihn dort reparieren. Er meldet sich, sobald er mehr weiß. Danke. Die Fahrt nach Höfen dauert noch 1 Stunde. Aber diese vergeht mit Dan (den Namen erfrage ich erst bei der Verabschiedung am nächsten Tag nochmal, denn just nach der Nennung hatte ich ihn schon wieder vergessen) und der Plauderei recht schnell. Er weiß nicht, wie und wohin es für ihn weitergeht und will am Campingplatz entscheiden, was sein Gefühl sagt.

So gehen wir erstmal in den Supermarkt, um etwas Nahrhaftes einzukaufen, dann auf den Campingplatz. Hier, wie es das Universum so will und es irgendwie klar war, trifft er an der Rezeption auf einen anderen Bulgaren – nicht gesucht, aber gefunden ,würde ich sagen. Ich checke ein, suche mir ein Plätzchen und muss mich erst mal aufwärmen. Ich stecke mein Handy an die Ladestation und auch den Akku vom Fotoapparat, denn dieser hat schon aufgegeben. Etwas später mache ich mir noch Kaffee, weil mir wirklich kalt ist. Ich möchte duschen, denn ich brauch Wärme. Doch kostet diese noch mal ein paar Münzeinwürfe. Also geh ich zurück an die Rezeption, denn ich habe kein Kleingeld bei mir. Und der bulgarische Rezeptionist schenkt mir die Kronen, weil ich seinen Landsmann mitgenommen habe. Wie nett. Karma wird es richten, wie gesagt. Ich gönne mir eine 6 Minuten lange Dusche und putze mir die Zähne. Das war’s für heute. Ich bin echt fertig. Es war nass und kalt den ganzen Tag. Ich bin bestimmt 15 km gelaufen. Habe ein Problem souverän gelöst und es mit Humor genommen. Und jetzt ist es einfach Zeit zu schlafen. Morgen ist ein neuer Tag mit neuen Erlebnissen, neuen Chancen, neuen Erfahrungen und einfach wieder Zeit zu wachsen. Gute Nacht.

Tag 5 – 26.07.2023 Höfn – Mjóanes

Heute bin ich schon früh wach, obwohl ich in der Nacht nicht schlafen beziehungsweise erst sehr spät einschlafen konnte, weil mich der Vorfall mit dem Spiegel so arg geärgert hat. Ich bin schon gegen 5:30 Uhr wach. Absolviere die Morgenroutine und gönne mir zwei Tässchen Kaffee. Ich warte dann am Handy. Gegen 7:00 Uhr fahre ich zur Polizeistation und erläutere dem jungen Polizisten, was gestern vorgefallen war. Er notiert sich alles. Nur in seinem kleinen Notizblock. Gähnt dabei herzhaft und ich denke mir: Naja, für mein Gewissen hab ich’s wenigsten gemeldet.

Danach gönne ich mir ein Frühstück mit isländischem Vollkornbrot und Butter und dem restlichen Skyr. Ich sitze bestimmt zweieinhalb Stunden im Aufenthaltsraum. Schau noch mal die Fotos durch und markiere die Favoriten, scrolle durch Instagram und telefoniere. Warte drauf, dass es endlich 11:00 Uhr wird und ich Nachricht bekomme von der Mietwagenfirma, dass der Mechaniker für mich bereit ist.

Ein paar Minuten nach 11:00 Uhr kommt die E-Mail und ich gehe nach draußen. Da steht ein Mechaniker, der bereits einen anderen Kunden bedient. Ich gehe kurz auf ihn zu, sage, hier bin ich. Okay und er muss aber noch den Kunden fertig machen und dann bin ich dran. Dies dauert aber noch eine halbe Dreiviertelstunde. Als ich dann dran bin, ist die Reparatur, d.h. der Austausch des Spiegels in weniger als 20 Minuten erledigt. Und kostet nur 25.000 ISK. Ich tanke noch kurz für 10.000 ISK und auf geht’s zum nächsten Ziel.

Das Wetter ist nicht gerade freundlich. Es ist neblig kalt, die Wolken hängen tief und irgendwie macht es keine Lust auf Wanderungen zu gehen. Ich halte hier und da auf Parkplätzen mit einem schönen Blick, aber so richtig tolle Bilder entstehen heute nicht. Gefühlt bin ich eine Ewigkeiten im Auto unterwegs. Es gibt mehrere Wege dorthin. Ich schlage die erste Google-Variante aus und fahre noch ein Stück die A1 weiter. Bis mich der Wegweiser, also Google Maps doch wieder gen Gravel Road schickt auf die 95.

Ich bin mir nicht ganz sicher, aber zumindest die ersten sichtbaren Meter sind Asphalt. Also wage ich mich die Strecke entlang, doch alsbald geht die Asphaltstraße in Schotter über. Sie ist zwar noch als grüne Route markiert auf der offiziellen Website, also befahrbar, d.h. erlaubt laut Lady von der Mietwagenfirma. Aber mir ist trotzdem etwas mulmig, zumal ich nicht abschätzen kann, wo der Weg hinführt, und ich scheine in einem Kessel zu sein und irgendwie muss ich ja über den Berg. Wie – das soll ich noch erfahren. Ich wähne mich alleine und fahre deshalb die volle Straßenbreite aus, um den Löchern auszuweichen – will heißen, ich fahre in der Mitte. Doch als ich in den Seitenspiegel schaue, sehe ich auf einmal einen Transporter hinter mir, ich mache schnell Platz, um ihn überholen zu lassen.

Die Wolken kommen immer tiefer, je höher ich fahre und sie bringen natürlich Nässe mit sich. D.h. der Untergrund auf der Straße ist entsprechend auch nass. Ich fahre im zweiten oder maximal dritten Gang die Serpentinen hinauf mit einer Sichtweite von etwa 20 m. Oh mein Gott. Hoffentlich kommt mir kein Auto entgegen. Jeder Kurve wird im Schneckentempo bewältigt. Und dann wird es wieder eben – ich scheine im wahrsten Sinne des Wortes über den Berg zu sein. Hier oben ist die Stimmung geradezu mystisch wie in einem Märchenfilm oder Elfenwald – man kann sie gar nicht mit Fotoapparat oder Handy so real festhalten. Doch wer hinauf kam, muss auch wieder runter. Aber auch das meistere ich bei der Steigung von 12 %. Es wird wieder lichter und auch die asphaltierte Straße kommt in mein Blickfeld. Gott sei Dank, alles gut gegangen. Nun kann es mit 90 km/h weitergehen. Mein Ziel ist zunächst Egilsstaðir und noch mal kurz einen Boxenstopp im Discounter zu machen. Dann geht’s weiter zum auf Google empfohlen, kleinen süßen privaten Campingplatz. Wie beschrieben weist die Frau des Hauses uns, d.h. die gleichzeitig angekommenen anderen Camper in die örtlichen Gegebenheiten ein. Es gibt eine Sauna und einen sehr schönen Aufenthaltsraum, moderne Duschen und natürlich freie Platzwahl. Richtig schön hier.

Ich inspiziere beim Abendbrot den fancy Saal, gehe mich danach kultivieren und richte meinen Camper zum Schlagen her. Ach ja, das bedeutet jeden Abend die Vordersitze nach vorne schieben, die Klappmatratze in die Waagerechte bringen, das Bettzwug ausbreiten (und am Morgen alles wieder rückwärts). Ich denke, es wird kalt heute Nacht. Ich habe schon die Daunenjacke an und die Kapuze auf, denn meine Haare sind gewaschen und noch nicht ganz trocken. In diesem Sinne sage ich: Gute Nacht.

Ach ja, auf der gesamten Fahrt bis hierher lief maximal 5 Minuten das Radio, weil ich ja eh nichts verstehe. Es ist schon krass, ganz mit sich und seinen Gedanken allein zu sein. Wenn man sich mit niemandem unterhält, niemand, der mir was erzählt, außer mit sich selbst manchmal oder selbst vor sich hin grummelt. Aber ich schätze es doch, mal allein unterwegs zu sein. Das muss ich zugeben. Ich bin frei, ich kann abbiegen und anhalten, wann immer und wie lange ich möchte. Ich kann essen, wann ich will. Ich kann so lange stehen bleiben, wie mir danach ist, um Fotos zu machen. Ich kann mich umentscheiden. Ich bin einfach unabhängig, naja bis auf den Mechaniker heute Morgen, auf den ich natürlich angewiesen war.

Tag 6 – 27.07.2023 Mjóanes  – Fjalladyrd/Mödrudalur

Vom schnuckeligen Campingplatz am Lagarfljót – einem Fluss-See, startet die Tour um selbigen gegen 8:15 Uhr. Mein erstes Ziel ist es, in den einzigen Wald Islands einzutauchen und so mache ich nach wenigen Minuten auch Rast und gehe einige 100 m durch den doch recht deutsch anmutenden Vegetation.

Etwas weiter geht es abermals in den Wald und zu einem abgelegenen Spot, der einen super Blick auf den Lagarfljót gewährt. Es ist kalt und es nieselt leicht. Aber das macht nichts. Dann geht es weiter zum nächsten großen Ziel des Tages: dem Hengifoss. Natürlich ist hier ein bisschen was los, denn es gilt ja einen Wasserfall zu besichtigen. Dafür muss man aber zunächst einige Meter in die Höhe und auch hier windet es stark und der Regen nimmt zu. Ich streife mir meinen Poncho über, der mich wie Quasimodo aussehen lässt. Der Weg ist recht nett und natürlich wieder für Touristen gut hergerichtet.

Am Wasserfall angekommen, heißt es eigentlich auf einem Schild: bis hierher und nicht weiter aufgrund von Gefahr herabfallender Steine. Aber das stört nicht alle. Ich mache ein paar Fotos, genieße kurz den Anblick des Wasserfalls, der doch wieder schöner ist als der Svartifoss bei den Gletschern und drehte den Rundweg zurück an.

Dann führt die Tour weiter, immer entlang am langgezogenen Lagarfljót. Ich biege noch mal rechts über die Brücke nach Egilsstaðir ab, um noch ein paar Lebensmittel einzukaufen und den Tank voll zu machen. Dann geht’s weiter Richtung abgelegenen Campingplatz. Einige Kilometer gilt es wieder auf der Schotterpiste entlang zu kommen bevor man in Fjalladyrd/Mödrudalur gelangt.

Ich checke ein, man fragt, ob ich Abendessen und Frühstück möchte. Ich verneine beides und suche mir dann ein Plätzchen auf dem noch lichten Gelände. Ich schwanke zwischen Begeisterung und Verängstigung, denn es ist wirklich remote und weit und breit lange nichts. Ich genehmige mir in der mittelalterlich anmutenden Küche, halb unter der Erde einen Kaffee und Brot mit Butter und gehe dann duschen. Im Waschraum lasse ich mein Handy laden. Während ich dabei meine Fotos sortiere, kommt ein junger Mann zum Reinigen der Toiletten hinein, spricht mich an und fragt, wo ich herkomme. Und so erfahre ich, dass er aus der Slowakei/Brno ist, in Tschechien studiert und über den Sommer hier den Ferienjob macht. Ungewöhnlich, finde ich. Doch für ihn ist es ganz normal und bereits das zweite Mal. Er ist sehr zufrieden. Der Output ist gut, denn man kann ja hier nichts ausgeben, weil es ja nichts gibt. Recht hat er.

Ich muss sagen, ich bin begeistert, wie die jungen Menschen aus europäischen Ländern in so jungen Jahren ihr Leben gestalten und eager und mutig sind, um solche Sachen zu machen. Er studiere in Tschechien, weil die Universitäten dort besser sind. Ich gehe noch eine Runde um den Platz, schieße ein paar Fotos und lasse dabei mein Handy weiter laden, denn ich brauche Akku. Dies ist hier immer das schwierigste: das Handy wieder auf vollen Stand zu kriegen. Das Bett, also der Camper für die Nacht ist schon hergerichtet. Und so werde ich dann auch alsbald die Augen zu machen, denn morgen stehen viele Wasserfälle auf dem Programm und es gibt wieder einige Kilometer zu fahren. Ich möchte relativ früh starten. Gute Nacht.

Tag 7 – 28.07.2023 Fjalladyrd/Mödrudalur – Mývatn

Vom Campingplatz im Nirgendwo geht es nach einem Regenschauer und Regenbogen in der Früh zurück über die Schotterpiste zum Tagesziel Myvatn. Unterwegs gilt es natürlich noch einige Sehenswürdigkeiten mitzunehmen. Als erstes steht der Wasserfall Dettifoss auf dem Programm. Zuvor ging es aber noch über eine Zugbrücke. Eigentlich wollte ich einen Rundweg nehmen, doch ein Schild sagt: Nehmen Sie besser die 862, denn meinem favorisierten Weg, da dieser wieder Schotterbelag hat. Am Dettifoss angekommen, herrscht mal wieder nicht das einladendste Wetter – Island eben.

Und so streife ich mir wieder den Poncho über und stiefle los. Ach ja, ich habe vergessen zu erwähnen, dass ich am Morgen die fünf nassen Holzstufen zum Waschraum rückwärts runtergepurzelt bin und jetzt auf dem Weg zum Dettifoss schaffe ich es abermals, auf gerader Fläche umzuknicken und wieder auf die linke Seite zu fallen. Ich muss wirklich kurz innehalten und Wouuuusaaaaa sagen und mich darauf konzentrieren, den Schmerz wegzudenken und zu atmen.

Ich humple langsam weiter zum Wasserfall. Die Sicht ist nicht gerade weit. Man hört das Rauschen. Ich gehe die Stufen hinunter. Gut, dass ich den Poncho übergezogen habe. Ich mache ein paar verschwommene Fotos, steige wieder empor. Eigentlich möchte den zweiten Wasserfall Hafragilsfoss weiter hinten auch noch besichtigen und so gehe ich über die Steine-Fels-Lavalandschaft, bis ich an einem Punkt komme, an dem ich doch entscheide, umzudrehen, denn die zwei Vorfälle heute Morgen waren wohl ein Vorzeichen bzw. Warnung vom Universum und ein drittes Mal würde es wohl nicht gut gehen: Hier geht es steil bergab. In besserer Fassung hätte ich mir diesen Steig gut zutraut, aber so nicht. Ich muss das Glück nicht herausfordern, also drehe ich um und gehe den Weg gemütlich zurück.

In der Zwischenzeit sind die Wolken ein wenig aufgezogen, und ich schieße noch ein paar bessere Bilder vom Wasserfall. Es gibt einen dritten weiter vorne: den Selfoss. Also nehme ich wenigsten diesen noch mit und halte ihn bildlich fest, bevor ich zurück zum Parkplatz gehe und meine Reise fortsetze.

Nächster Stopp ist das Geothermalfeld Námafjall Hverir, ähnlich wie bereits das Geothermalfeld Seltún, nur jetzt um einiges größer. Es blubbert und brodelt aus aufgebauten Steintürmen und Schlammlöchern. Und es stinkt natürlich ordentlich nach faulen Eiern, sprich Schwefel. Man kann auch einen Rundweg über den Berg Námafjall gehen, doch dieser führt jeweils über einen Steilhang hinauf und hinab. Ich gehe die ersten Meter. Doch drehe dann schnell um. Denn wie gesagt, heute möchte ich mein Glück nicht mehr herausfordern.

Eigentlich hätte ich mir die Parkplatzgebühr sparen können, da ich ein solches Geothermiefeld bereits am ersten Tag kennengelernt habe. Ich fahre zum Kratersee Viti in der Krafla-Caldera, so wie zum Lavafeld Leirhnjúkur. Und gehe hier den 3,8 km langen Rundweg. Es gibt einen Schwefelsäuresee und aus zahlreichen Gesteinen und Löchern zischt und brodelt es und Dampf entweicht. Danach geht es aber wirklich zum Campingplatz mit Online-Check-in (vielleicht hätte ich warten sollen, bis die Rezeption wieder geöffnet hat, denn ich zahle 19 € – der teuerste, aber bei weitem nicht schönste Campingplatz auf meiner Reise). Zu diesem Zeitpunkt wird gerade die Campingküche sowie der Aufenhalts- und Waschraum gereinigt. Warum eigentlich so spät zwischen 15 und 17:00 Uhr?

Naja, so esse ich im Camper Brot mit Butter und Skyr. Dann mache ich mir in der Küche noch einen Kaffee und gehe im Anschluss duschen. Der großzügige Aufenthaltsraum bietet genügend Platz für viele Menschen und hält auch viele Steckdosen bereit. Ich sitze also da, bis mein Handy wieder voll geladen ist. Daddle, sortiere Fotos und checke die Stopps für den nächsten Tag. Kurz nach acht trete ich aber auch die letzten Meter zum Camper an, um mich für die Nacht fertig zu machen. Es war wieder ein Fußmarsch reicher Tag mit etlichen Blessuren, die hoffentlich keine langanhaltenden Spuren hinterlassen und bald heilen. Mal schauen, was der morgige Tag bringt, in diesem Sinne, gute Nacht.

Tag 8 – 29.07.2023 Mývatn – Varmahlíð 

Vom Campingplatz in Myvatn starte ich bereits 7:00 Uhr. Ich habe mir entlang am See zwei kleine Hiking-Touren rausgesucht, die ich dann auch gehe. Es regnet und windet. Weiter geht die Fahrt gen Goðafoss.

Unterwegs sehe ich an einem Rastplatz fünf Schafe an einer Picknickbank unterstehen. Ich halte, um ein paar scha(r)fe Fotos zu machen, gehe langsam und vorsichtig auf sie zu, strecke meine Hand aus und locke sie mit komischen Geräuschen, bei denen ich denke, dass sie darauf anspringen. Der menschliche Verstand beim Kommunizieren mit Tieren ist schon manchmal verwunderlich.

Doch tatsächlich ein mutiges großes Schaf kommt mir entgegen, ein kleines folgt. Sie stehen mir wie ein bisschen doof gegenüber. Es entstehen ein paar wirklich nette Fotos.

Dann geht es über einen Berg durch Wolkenschwaden und Regen und auf der anderen Seite wird es wieder hell und in der Ferne ist bereits der Wasserfall zu sehen. Hier sammeln sich abermals eine Masse von Touristen per Bus und PKW. Ich mache mit.

Von beiden Seiten wandere ich den Wasserfall entlang und mache entsprechend auch gefühlt wieder tausend Fotos.

Weiter geht es in Richtung Akureyri. Hier habe ich mir den botanischen Garten auserkoren, an dem ich parke. Ich schlendere kurz durch den nett hergerichteten Park und mache dann eine Runde durch die Stadt. Ich halte beim Netto, um noch ein paar Lebensmittel zu kaufen und tanke zur Sicherheit nach. Danach geht es weiter zum heutigen Ziel Varmahlíð. Aber unterwegs besichtige ich noch den Bolugilfoss-Wasserfall. Ich parke gleich vorne an der Straße, auf dem Schotterplatz, denn hinauf bis zum eigentlich eingezeichneten Parkplatz möchte ich mit dem Camper nicht fahren. Oben sehe ich aber einen SUV stehen. Sonst ist nichts los. Es ist eine junge Familie mit zwei kleinen Kindern.

Ich schlendere an ihnen vorbei, den Berg hinauf, um einen besseren Blick auf den Wasserfall zu haben. Es ist einfach mega, keine Menschenseele, nur das Wasserrauschen. Die Sonne scheint, es geht kaum Wind. Es ist angenehm warm, hier kann man’s aushalten und so verweile ich einige Minuten. Der Blick schweift zwischen Wasserfall und Ferne. Ich hänge meinen Gedanken nach.

Dann trete ich den Rückweg an und gehe langsam nach unten, denn es ist doch nicht ganz ungefährlich, so nah am Hang beziehungsweise an der Spalte. Die letzten 15 Fahrminuten zum Campingplatz vergehen schnell. Selbiger ist gut ausgestattet. Die kleinen Räumlichkeiten der Duschen sind sehr warm, so dass ich nach dem Duschen und Abtrocknen eigentlich gleich wieder gebadet bin.

Ein kleiner Aufenthaltsraum lädt zum Verweilen ein und zum Aufladen der verschiedenen Geräte. Es steht geschrieben, dass jemand in der Früh oder am Abend rumgeht, um die Gebühr einzusammeln. Bisher habe ich noch niemanden gesehen. Es gibt aber verschiedene andere Möglichkeiten, die Platzgebühr zu entrichten. Ich werde wohl per PayPal bezahlen. Wie immer wärme ich mich in der kleinen Aufenthaltsraum mit Küche auf, lade mein Handy, sichte die Fotos und mache ein WA-Statuspost. Dann geht’s zum Camper und langsam schlafen.

Schon öfter habe ich die letzten 2,3 Tage sinniert, dass es wohl besser wäre, im Norden zu starten, denn die ganzen Eindrücke von der Landschaft vom Süden sind so immens und imposant, dass man den Norden und seine Besonderheiten, zumindest ich für mich, gar nicht mehr so zu schätzen weiß bzw. aufnehmen kann, d.h. eine Steigerung von den landschaftlichen Impressionen ist vom Norden gegen Süden her besser. Teilweise habe ich wirklich Impression Overload.

Ergänzung: Da ich zeitig eingeschlafen bin, habe ich trotzdem ein Klopfen am Camper bemerkt – wohl der Platzwart. Als ich gegen Mitternacht dann doch noch mal raus musste, habe ich einen Klebezettel am Türgriff gefunden und den Platzwart bei den Waschräumen – also bin ich nochmal zurück, um meine Kreditkarte zu holen und habe “meine Schulden” des Nächtigens beglichen.

Tag 9 – 30.07.2023 Varmahlíð – Hellissandur 

Vom Campingplatz in Varmahlíð geht’s auf zu meinem heutigen Ziel: Hellissandur auf die Snæfellsnes-Halbinsel. Unterwegs gilt es zahlreiche Sehenswürdigkeiten zu besichtigen, angefangen beim nett her“gerichteten“ Schauplatz der letzten Hinrichtung in Island.

Danach wird der Grábrókarfell erklommen und beide Hügel umrundet. Im Anschluss geht es zum Glanni-Wasserfall und danach zum Laxfoss. Letzterer wird zu meinem zweiten Lieblingsplatz, denn er ist abgelegen ohne jede Menschenseele. Um ihn zu erreichen, muss man von der Hauptstraße auf einen nicht wirklich ausgeschilderten Schotterweg abbiegen. Ich fahre auch nicht ganz bis zum Äußersten, ob der Bruchgefahr von Achse & Co. Ich laufe gut 1,5 km, komme dabei am Privatgrundstück vorbei, welches man dann auch vom Fuß des Laxfoss sieht (dort zu wohnen muss ein kleiner Traum sein mit Blick auf den Wasserfall). Das Rauschen des Wassers beruhigt. Die Sonne strahlt warm vom Himmel. Ich verweile hier eine Zeit lang, denn es ist einfach zu schön, obwohl ich weiß, dass ich noch ein gutes Stück Fahrt vor mir habe.

Als nächstes habe ich die Landbrotalaug Hot Springs im Visier. Und tatsächlich erreiche ich diese mit einem deutschen Ehepaar gemeinsam. Wir komme ins Gespräch. Das Wasser ist wirklich sehr warm. Und Achtung: Die Fontäne aus dem Pumprohr ist verdammt heiß. Ich sage nur: Autsch. Nun kann ich zumindest sagen, ich habe einmal in einem Hot Pot gesessen, gelegen, geschwommen.

Auf der weiteren Fahrt ist eigentlich nur mehr der Leuchtturm von Malarrif geplant – hier spaziere ich ein paar Meter am Strand entlang in der Spätnachmittagssonne. Doch zuvor kommen noch die Vulkanschlote Lóndrangar. Und davor gab es an einer Abzweigung eigentlich noch den Bjarnarfoss-Wasserfall. Den werde ich mir aber morgen auf der Rückfahrt anschauen, denn sonst wäre es heute einfach zu viel geworden. Auch ein Cave steht noch auf dem Programm und der Saxhóll-Krater.

Ich habe Impression Overload. Ich fühle mich gestresst, ob des Drangs/Drucks all diese Sehenswürdigkeit noch mitnehmen zu müssen. Das ist kein gutes Gefühl. Zudem fühle ich mich gerade wirklich allein hier, auf dem Campingplatz. Das erste Mal, dass die Sonne wahnsinnig strahlt und wärmt. Sie wird erst gegen 23:00 Uhr untergehen. Eigentlich sollte ich diesen Abend sehr genießen, denn in der Form wird er in diesem Urlaub wohl nicht nochmal passieren. So sitze ich mit Blick auf das Meer, im Hintergrund der Vulkan Snæfellsjökull. Wahrscheinlich muss ich einfach nur die 5-Finger-Regel anwenden, schauen, welches Gefühl mich gerade negativ plagt, um es aktiv anzugehen und in etwas Positives zu verwandeln. Vielleicht muss ich aber auch einfach nur einschlafen und den morgigen Tag wieder neu beginnen. Gute Nacht.

Tag 10 – 31.07.2023 Hellissandur – Mosfellsbær

Bereits gegen 5:00 Uhr bin ich wach, denn ich bin ja auch schon früh eingeschlafen. Ja, nein, stimmt gar nicht, denn ich war ja am Vortag lange unterwegs. Es verläuft die allmorgendliche Routine: kultivieren, Kaffee, Butterbrot.

Und bereits um 6:30 Uhr spaziere ich durch den Ort Hellissandur im Schein der aufgehenden Sonne und schaue mir dort einige ausgezeichnete Sehenswürdigkeiten an. Meine heutige Planung führt mich in Richtung Olafsvik, um zwei Wasserfälle in Augenschein zu nehmen: den Svöðufoss und den Bæjarfoss. Für den ersten muss man eine ein Kilometer lange Schotterpiste zum Parkplatz in Kauf nehmen und geht dann über einen Gitterweg bis zum Wasserfall, der zweite liegt direkt am Ort neben der Feuerwache.

Im Anschluss geht’s auf dem gleichen Weg zurück, wie auf dem gestrigen Hinweg, um noch einige nicht besichtigte Sehenswürdigkeiten zu inspizieren. Dabei halte ich noch mal kurz, um die zwei Vulkanschlote im Morgenlicht zu knipsen und danach einen Abstecher nach Arnarstapi, um Gatklettur, einen Gesteinsbogen am Wasser zu bewundern oder die Bárður Saga Snæfellsás Statue.

Dann geht’s zum gestern ausgelassenen Wasserfall Bjarnarfoss. Der Blick in die Rauðfeldsgjá-Schlucht bildet eigentlich den Höhepunkt des Tages. Man müsste hier viel klettern und wird auch nass, um noch weiter hinein schauen zu können, aber man muss ja nicht alles machen.

Man muss aber eigentlich 200 ISK zahlen, um mal Wasser zu lassen, sozusagen. Die Ölkelduvatn-Quelle, die mit vielen Mineralien angereichert ist, nehme ich fast nur noch obligatorisch mit.

Im Ort Borgarnes gehe ich zum Netto, kaufe Semmeln und Skyr und genieße beides am Brákin Monument am Hafen, das wie ein großer Vogel wirkt. Dann beschließe ich, auf dem Campingplatz zu übernachten, den ich mir als den ersten eigentlich ausgewählt hatte. Es ist eine schöne Anlage, die Plätze sind nummeriert und es gibt ein großes Gewächshaus, in dem man auch in Zelten übernachten kann. Für den Winter ist es sicherlich ganz gut, um so der Kälte zu trotzen. Bei den derzeitigen Temperaturen fühlt man sich eher wie in einem Backofen. Dennoch ist es ein schön angelegter Platz und der Besitzer und sein Helfer sind sehr nett.

Wie es die nächsten zwei Tage weitergeht, weiß ich allerdings noch nicht. Vielleicht habe ich in den vergangenen Tagen einfach zu schnell alles durchgezogen und hätte an den Plätzen, die mir wirklich gefallen haben, länger verweilen sollen. Ich kann es nur wieder sagen, es ist Impression Overload. Mir ist es gerade alles zu viel und ich mag eigentlich heim. Ich glaube 10-12 Tage reichen und dieser Highspeed, den ich vollzogen habe, die in Anführungszeichen wichtigsten Dinge einmal zu sehen.

Tag 11 – 01.08.2023 Mosfellsbær – Selfoss

Es war eine unruhige Nacht, denn ich hatte Kopfweh und mir ging es allgemein nicht so gut. Ich habe diesmal krass gemerkt, dass sich meine mentale Verfassung sehr schnell körperlich auswirkt. Auch habe ich ein Wirrwarr an Geschichten geträumt. Gegen ein Uhr musste ich einmal kurz raus und habe dann aber bis kurz vor 8:00 Uhr mehr oder weniger geschlafen. Mein Körper hat es wohl gebraucht und da ich kein Plan für den Tag hatte, bin ich auch sehr gemütlich in selbigen hinein gestartet.

Ich habe mir im Gewächshaus Kaffee gemacht und eine Buttersemmel gegessen. Ich hatte mir nur ein Ziel heute auserkoren, na sagen wir zwei, aber es ist bei einem geblieben: das Geothermalfeld bei Hveragerði. Dort stand ich auch eine gefühlte Stunde vor dem Hellisheiði-Kraftwerk, wobei ich eine halbe Stunde davon telefoniert habe. Danach bin ich weiter gen Hot Springs. Aber weder das Wetter noch meine Verfassung haben mich zu der beschriebenen einstündigen Wanderung zu den dann überlaufenen, heißen Quellen bewegen können, und so bin ich stupide weiter Richtung Selfoss gefahren.

Dort schien immer noch nicht die Sonne und sodass ich auf einem Parkplatz in einer Kirche gerastet und die zuvor erstandene Käsesemmel mit Butter genossen habe. Während die Zeit verstrich, kam dann doch die Sonne hervor und ich entschloss mich auf dem bekannten Campingplatz für diese Nacht zu bleiben. Dort habe ich dann bestimmt 2 Stunden gelesen, zwischendurch Handy und Kamera-Akku geladen. Bin duschen gegangen und habe mal einen Kassensturz gemacht: so teuer war noch keine Reise und wird wohl auch keine wieder sein. Aber nur zu verständlich, wenn man allein im gefühlt teuersten Land der Welt unterwegs ist.

Für morgen habe ich mir einen Campingplatz oberhalb von Reykjavik rausgesucht. Denn am Donnerstag ist mein Plan in Reykjavik zumindest die Reisetasche im Hostel zu parken und dann weiter zur Mietwagenabgabe zufahren, von dort mit dem Shuttleservice zum Flughafen und dann mit dem Bus zurück nach Reykjavik – so zumindest die Theorie, mal schauen, ob es Praxis drauf wird. Gute Nacht.

Tag 12 – 02.08.2023  Selfoss – Hjalli Kjós 

Vom Campingplatz in Selfoss starte ich gen Norden auf der 36 und dann 48. Ich fahre noch mal durch den Thingvellir- Nationalpark und parke diesmal auf einem kostenlosen Parkplatz und wandere den anderen Teil rechter Hand der Silfra-Spalte am Öxafoss entlang. Im Anschluss parke auf einem leicht von der Straße abgelegenen Parkplatz oberhalb des Sees und genieße dort die Aussicht, während ich einige Seiten lese. Dann geht die Fahrt weiter zu meinem auserkorenen Campingplatz heute.

Unterwegs halte ich noch mal an einem Wasserfall, dem Þórufoss. Ich komme bereits gegen 14:30 Uhr am Campingplatz an, auf dem noch zwei Camping-Vehikel stehen, die aber im Abreisen inbegriffen sind. Ich checke ein, unterdessen bin ich allein. Ich mache mir gemütlich einen Kaffee und setze mich vor dem Gemeinschaftsraum auf die Terrasse in die Sonne und lese. Dann richte ich meinen Camper her, d.h. ich packe alle meine sieben Sachen zusammen und mache ihn etwas sauber. Ich gehe duschen und verkrümele mich in den außergewöhnlich hergerichteten Gemeinschaftsraum mit Küche. Ich logge mich ins WLAN ein, lade mein Handy und checke Bustransfer und daddle umanand.

In der Zwischenzeit war noch ein anderes Campingpaar gekommen, dass die Besitzerin aber wohl abgelehnt hatte. Den Grund sollte ich später erfahren. Dann trifft ein Radler-Paar ein, das ich anhand des Englisch gleich als Deutsche entlarve. Die Besitzerin erklärt, dass sie am Wochenende eine große angemeldete Gruppe bekommt und sich aber der Wassertank dem Ende neigt, d.h. präventiv nimmt sie gerade keine weiteren Camper mehr auf. Da habe ich ja wirklich mal wieder Glück gehabt, so remote und dann fast allein hier sein zu dürfen. Das deutsche Ehepaar ist aus Jena. Später kommt noch ein italienischer Radler hinzu. Ich komm mit dem Ehepaar ein bisschen ins Gespräch und verlasse dann aber den Schauplatz gegen 20:15.

Ich bin gerade etwas emotional und wenn auch die wenige Gesellschaft kann ich sie gerade nicht gut ertragen. Allein zu sein, beziehungsweise allein sein zu können, ist wichtig, nicht nur für später, sondern auch für Tage wie diesen. Wo man sich eigentlich eine Umarmung, Nähe, Geborgenheit, Liebe wünscht, aber einfach mit sich alleine klarkommen muss. Mit sich und seinen Gedanken.

Tag 13 – 03.08.2023 Hjalli Kjós – Reykjavik

In der Früh stehe ich gemütlich auf und vertrödele noch ein bisschen Zeit im Aufenthaltsraum, um mein Handy zu laden. In der Nacht scheinen noch zwei weitere Fahrradfahrer gekommen zu sein. Es stehen zwei weitere Zelte auf dem sonst leeren Platz. Schnell bemerke ich, dass es deutsche männliche “Bauern” sind. Den Rest kann man sich denken.

Ich richte den Camper für die Übergabe her und möchte losstarten. Doch mein bisher recht treues Gefährt gibt den Geist auf und macht keinen Mucks mehr. Es war mir in den letzten Tagen oder eigentlich schon am zweiten Tag der Reise aufgefallen, dass er sich am Morgen schwer tut, in die Gänge zu kommen. Zum Glück bin ich auf einem familiären Campingplatz und habe auch den Besitzer schon einige Male gesehen und gegrüßt. So gehe ich am Morgen zum Haus und klopfe an die Tür. Er macht mir auf, ich erzähle ihm, dass mein Wagen wohl auf Grund einer schwachen Batterie nicht anspringt und ob er mir Starthilfe geben könne. Kein Problem, er fährt mit seinem großen Ford Pick-up vor und gibt mir, d.h. dem Camper neue Lebenskraft. Ich bedanke mich herzlich und fahre dann los.

Mein Plan war es ja, in Reykjavik schon mal meine Reisetasche im Hostel abzugeben, dann zur Rückgabestation zu fahren, die am Flughafen liegt und nur mit dem Rucksack bepackt wieder nach Reykjavik mit dem Bus zu fahren. Nun ändere ich den Plan, um nicht unnötig anhalten und damit Gefahr laufen zu müssen, nicht mehr starten zu können. Ich fahre also gleich durch bis zur Mietwagenfirma – nur unterwegs noch schnell noch volltanken. Dort bei Go Campers ist reger Betrieb und ich muss noch warten. Von daher war es vielleicht keine schlechte Idee, gleich durchzufahren bis hierher, denn die Abgabe war bis 12:00 Uhr terminiert. Ich erzähle ihm die Geschichte der morgendlichen Starthilfe und der wohl generell müden Batterie. Er begutachtet den Camper, hat keine weiteren Mängel, knöpft mir noch die angesagten 240 € für die Unfallbearbeitung ab und dann fahre ich mit dem Transfer erst mal zum Flughafen. Dort suche ich den Schalter vom Flybus und buche eine Hin- und Rückfahrt.

Es dauert 45 Minuten bis nach Reykjavik. Vom Busbahnhof geht es dann zu Fuß mit Sack und Pack zum Hostel, was gute 10 Minuten dauert, da es ein wenig bergauf geht. Check-in ist aber erst ab 15:00 Uhr und es ist gerade erst 13 Uhr. Also lasse ich Tasche und Rucksack stehen und mache mich nur mit dem kleinen Rucksack auf, um die Stadt zu erkunden. Ich gehe in die Hallgrimskirche, die wirklich sehr schön hergerichtet ist und zum Verweilen einlädt. Ich laufe weiter zum besten Zimtschneckenladen der Welt, den mir die Freundin empfohlen hat. Und die Teilchen sind wirklich unverschämt gut. Weiter durch Downtown und zur Harpa. Dann schaue ich mal wieder beim Discounter Bonus vorbei und gehe zurück zum Hostel.

Es ist kurz nach 15:00 Uhr und ich kann einchecken. Ich reserviere mir das zweite untere Bett und begebe mich dann in den Gesellschaftsraum, um etwas zu essen. Ich habe mir einen Skyr mit Crème brûlée-Geschmack gekauft. Ganz okay. Als ich wieder ins Zimmer gehe – ich hatte vorher auf meinem Handy entdeckt, dass einem auch das Bett zugeteilt wurde – schaue ich auch gleich, ob ich mir das richtige ergattert habe. Ja, zum Glück, es war das richtige. Ich verweile noch eine Zeit lang im Gemeinschaftsraum, daddle mit dem Handy und lade selbiges. Dann gehe ich mich kultivieren, lege mich schon mal ins Bett und nehme diese Tagesberichterstattung auf. Gute Nacht

Tag 14 – 04.08.2023 Reykjavik

Ich stehe gemütlich um 7:30 Uhr auf und verlasse das 4er-Mädels-Zimmer. Mein Plan ist es, einmal bis zum Leuchtturm bei der Halbinsel Seltjarnarnes zu wandern. Ich schmiere mir also meine Semmel, packe mir noch was zu trinken ein und los geht’s. Die Route sagt, es sind 6 km und circa 1 Stunde 20 Minuten. Ich laufe kreuz und quer durch Reykjavik, an einem Eisladen vorbei, den ich mir für einen späteren Stopp gleich einspeichere und dann an der Küste entlang bis zum Leuchtturm. Selbigen kann man aber nur über einen steinigen Weg erreichen. Aber es ist gerade noch aufgrund der Vogelschutzzeit gesperrt, also schieße ich nur ein paar Fotos aus der Ferne, weile kurz auf einer vom Wind geschützt stehenden Bank und esse meine Semmel.

Dann setze ich meine Wanderung an der Küste entlang fort. Es windet sehr und fängt auch an zu regnen, aber das ist man ja von Island gewohnt und es soll doch bald wieder aufhören. Mein erstes Ziel zurück in der Zivilisation ist der Eisladen. Dort gönne ich mir zwei leckere Kugeln und gehe im Anschluss nochmal in die Hallgrimskirche. Es wird gerade Orgel gespielt. Es ist schon gegen Mittag und daher mein zweites auserkorene Ziel für den Tag der Pommes-Laden. Dieser macht auch just Punkt 12:00 Uhr auf. Ich komme also genau richtig und gönne mir eine Portion, large versteht sich – das erste warme Essen nach fast zwei Wochen. Ja, selbst Schuld, ich hätte ja kochen können.

Nach dem insgesamt bestimmt 15 km langen Marsch gehe ich zurück ins Hostel. Dort verbringe ich den Rest des Tages mit Kaffee trinken, Bahnticket buchen und auf Instagram rumdaddeln. Ich unterhalte mich mit einem Finnen. Dieser ist in einer Dreiergruppe just angereist und will die nächsten Tage Island erkunden. Er ist Techniker oder Constructor, d.h. für Veranstaltung macht er die ganzen Absperrungen, Zeichnungen, wo was zu stehen hat wie z.B. Toiletten oder Zäune etc. Es ist ein nettes Gespräch.

Ich glaube, es ist schon 19:00 Uhr, als ich mich in den Waschsalon begebe und dann ins Bett manövriere. Ich stelle mir den Wecker auf 3:30 Uhr, denn ich möchte in der Früh noch ein paar Semmeln schmieren und mich in Ruhe für die Rückreise fertig machen. Reisetasche und Rucksack sind schon gepackt, so dass ich sie in aller Herrgottsfrühe nur noch schnappen muss, um aus dem Zimmer zu gehen und die anderen nicht weiter zu stören, aber ich kann gar nicht einschlafen. 

Tag 15 – 05.08.2023 Zuhause

In der Nacht stelle ich mir dann den Wecker auf 3:00 Uhr, um doch noch etwas mehr Zeit zu haben. Denn der Bus geht um 4:30 Uhr und ich muss noch circa 10 Minuten bis zum Busbahnhof laufen. Insgesamt sind es vielleicht 3 Stunden, die ich in der Nacht schlafend verbringe. In der Früh mache ich mich fertig und laufe geräuschvoll durch die nächtliche Stille, ob meines laut klackernden Rollgepäcks auf dem Gehweg. Der Bus fährt pünktlich los und wir kommen auch pünktlich an. Den Check-in darf man aber selber machen, d.h. das Label fürs Gepäckstück selber ausdrucken und selbiges auch auf das Gepäckband legen bzw. es im Fall von Odd Size separat aufgeben. Nur bei der Security natürlich, da gibt es Personal.

Ich kaufe im DutyFree-Shop noch ein paar Kostproben von isländischem Genussmittel. Während des Fluges versuche ich ein wenig zu schlafen, aber es sind vielleicht in Summe auch nur anderthalb Stunden, die ich wegschlummerere. Die Landung erfolgt pünktlich, nur die Gepäckausgabe dauert anderthalb Stunden. Puh, und so bin ich dann 16:30 Uhr wieder in den eigenen vier Wänden. Alle Sachen sind schnell wieder verräumt und eine Waschmaschine angeworfen. Ein kleiner Einkauf ist auch erledigt und ein heißes Bad nach vierzehn Tagen Abstinenz genieße ich ausgiebig.

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