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MERANER HÖHENWEG

6 Tage – 100 km – 5.000 hm

1. Etappe: Dorf Tirol – Gasthof Giggelberg (13,4 km, 875 hm)

Wir starten gegen 8:00 Uhr zum Frühstück im Gasthof Furggerhof, was einfach aber ganz lecker ist. Dann packen wir unser Graffel zusammen und mit dem Auto geht’s Richtung Seilbahn. Wir parken auf dem hinteren Parkplatz für Dauerparker, kaufen gleich ein Ticket für Berg- und Talfahrt und lassen uns zur Bergstation Hochmuth hinaufgondeln.

Los geht’s dann wirklich zehn vor zehn auf den Meraner Höhenweg. Es ist neblig, d.h. die Wolken hängen vorm Berg und so schreiten wir die ersten Höhenmeter auf Stufen beziehungsweise Treppen empor. Es geht direkt am Hang entlang und ich kann – zum Glück? – aufgrund der Nebelsuppe nicht ins Tal sehen. Im leichten und ständigem Auf und Ab wandern wir dahin. Nach ca. einer Stunde machen wir kurz Rast. Weiter geht’s dann wie durch einen Märchenwald: es sieht recht unaufgeräumt aus, große Felsbrocken sind mit Moos bewachsen, das Sonnenlicht schimmert verhalten durch die Bäume. Fehlt nur noch das essbare Hexenhäusl.

Als der Weg aus dem Wald führt, eröffnet sich uns eine Lichtung mit Bänken zum Rasten und einem Art Gipfelkreuz. Den Aussichtspunkt mit Wahl der besten Plätze nutzen wir für unsere Mittagspause, denn es ist bereits 12:40 Uhr. Perfektes Timing, denn kurz nach uns gesellen sich noch viele andere Wanderer – auf die billigeren Plätze – dazu und machen Siesta.

Im Tal sieht man die Sonne scheinen. hier oben hängen noch die Wolken. Doch diese ziehen langsam aufwärts, sodass Klärchen auch die höheren Lagen der Berge erreicht. Wir marschieren weiter bergauf und bergab, an zwei Almen vorbei, der Tablander Alm und bergab zur Nasereit Schutzhütte. Hier findet gerade ein kleines Fest statt, wohl zur Feier der Schafe, Kühe, Hühner und Ziegen, die dort in Massen verortet sind. Es sind Bierbänke aufgestellt und ein Hähnchen-Grillverkaufswagen steht zur Verköstigung bereit. Zu viele Menschen für meinen Geschmack und so ziehen wir schnell vorbei und weiter. Nun kann es nicht mehr weit zum Gasthaus Giggelberg sein. Unterwegs spielen wir, wie schon oft, Hase und Igel mit anderen Wanderern.

Schließlich erreichen wir das Gasthaus und entschleunigen draußen bei einem Latte Macchiato und einer Erdbeerbuttermilch. Dann beziehen wir unser Zimmer, was großzügig, aber einfach mit einem Doppelbett und einem Doppel-Klappbett ausgestattet ist. 18 Uhr geht’s in die Gaststube zum Abendessen, welches wir bereits beim “Check-in” wählen durften – Spaghetti Bolognese und Wiener Schnitzel – der Hit war es nicht, aber es hat zumindest satt gemacht.

2. Etappe: Gasthof Giggelberg – Katharinaberg (14,2 km, 569 hm)

In der Früh geht es wieder 8:00 Uhr zum Frühstück, was ok ist. Zehn nach neun starten wir die zweite Etappe. Mal wieder in den Wolken. Es geht erst mal leicht bergauf und dann wieder bergab. In Summe werden es am Ende aber mehr Höhenmeter gen Hölle, denn gen Himmel sein.

Und so erreichen wir schnell die 1000-Stufen-Schlucht. Diese durchqueren wir, wie der Name es verrät, auf Stufen. Aber es sind keine 1000, sondern nur 967. Die Schlucht beherbergt auch eine kleine Hängebrücke. Kurz nach deren Überquerung und einigen Höhenmetern bergauf kommen wir aus dem Wald auf einen Hang, der durch die Wolken einen Blick ins Tal erlaubt. Im Anschluss legen wir die erste Pause auf einer einsamen und kaputten Bank ein. Viele Wanderer schlendern an uns vorbei, von denen wir einige wieder überholen werden.

Weiter geht’s den Wiesenweg am Hang entlang, am Pirchhof vorbei und immer weiter gen Katharinaberg. Die Etappe scheint mir sehr kurzweilig, weil sie viel abwechslungsreiche Wegabschnitte bietet. Nach einer Regendusche ob einer Sprinkleranlage und wilder unaufgeräumter Waldlandschaft verschnaufen wir abermals auf der nächsten einsamen Bank mit Blick auf unser Ziel Katharinaberg. Von da aus ist es nicht mehr weit, nur mehr anderthalb Stunden.

Kurz vor dem Ziel beobachten wir noch einen Heli-Holztransport, wo auch immer hin. Im Ort finden wir schnell unsere Herberge Gasthaus Schnalsburg und scheinen wohl die einzigen Übernachtungsgäste zu sein. Wir gönnen uns noch ein Abendessen in Form von Spaghetti mit Tomatensoße sowie Bauern-Salat.

3. Etappe: Katharinaberg – Eishof (12,7 km 1.239 hm)

Wir waren tatsächlich die einzigen Gäste im Gasthaus Schnalsburg. Und so war auch früh morgens nur für uns der Tisch gedeckt. Das Frühstück war wieder mal einfach aber lecker. Wir starten kurz nach neun im Wolkenkleid gen Eishof.

Den ersten Wegabschnitt bestreiten wir auf der Fahrstraße und dann durch den Wald. Es ist die ganze Zeit bewölkt. Doch als wir gen Montferthof kommen, kommt auch die Sonne raus. Ein schönes Motiv. Weiter geht es noch ein Stück auf der Fahrstraße und dann einen Steig am Hang entlang, zuerst auch noch durch Nebel.

Doch dann bekommt der Tag einen lichten Moment. Wir schauen zurück auf Katharinaberg und erkennen es im Nebelgewand. Auf einem Buckel heißt es sich entscheiden: entweder den gesperrten Weg gehen oder einen Umweg, was bedeutet, erst noch mal talabwärts. Wir gehen zunächst abwärts, aber drehen nach 500 m doch wieder um, weil wir eigentliche keine Lust auf die Zusatzmeter in Höhen- und Längendimension haben. Dabei kommt uns aber ein 4er-Trupp Wanderer entgegen, die auch den sicheren Weg gehen. Und so folgen wir ihnen erst mal 200 Höhenmeter bergab. Auf der “falschen” Seite im Tal geht es selbiges nun entlang – dem Pfossental.

Wir folgen der Vierergruppe in sicherer Entfernung. Ich hasse es, wenn mir jemand fast in die Hacken tretend beim Wandern folgt. Und so versuche ich auch einen Wohlfühlabstand zum fremden Vordermann zu halten. Nach der Querung einer Brücke sind wir dann wieder auf der richtigen Bergseite unterwegs. Dort machen wir eine 45-Minuten-Pause gegen 11:00 Uhr auf ungemütlichen Steinen am Wegesrand und marschieren dann weiter, um zu sehen, dass nur 500 m weiter die erste Alm (Nassreidhof) auf uns gewartet hätte. Oder einfach nur besser beschaffenes Gelände für eine Rast. So ignorieren wir diese und gehen weiter bergauf. Unterwegs spielen wir kurz Ziegenhirten.

Wir erreichen die Voderkas Alm (Gasthof Jägerrast), lassen diese mittig liegen und schreiten voran. Der Weg führt uns weiter in die Höhe, bis wir an einem Bachlauf kommen, der mit vielen kleinen Steinen, großen Felsbrocken und Steinmännchen umgeben ist. Die Zeit drängt nicht und so legen wir abermals ein Päuschen ein. Wir beobachten eine Ziegenherde sich bergab bewegend. Nach einer Stunde Verweildauer setzen wir unseren Weg fort.

Da die Uhr erst 14:30 Uhr anzeigt, müssen wir noch etwas Zeit überbrücken und so kehren wir bei der Rableid Alm auf zwei Latte und einen Kaiserschmarrn ein. Das Wetter spielt unterdessen Katz und Maus verkleidet als Sonne und Wolken und es hat wohl auch etwas getröpfelt, denn als wir aus der Hütte kommen, ist der Weg ein wenig nass. Doch ich habe das Gefühl, wir nehmen die Sonne unterwegs immer wieder mit.

Nun sind es nur noch 30 Minuten bis zum Eishof. Dort angekommen, müssen wir die Schuhe ausziehen und man lässt uns – nein nicht im Regen, wohl aber erst mal im Gang stehen und warten. Wir beziehen zu zweit ein 6-Bett-Zimmer. Das Abendessen ist Pflichtprogramm: es ist ein 3-Gänge-Menü. Die Vorspeise ist eine Ingwer-Kürbis-Creme-Suppe, der Hauptgang ist eine Art Nudeln mit Fleisch-Gemüse-Rosmarin-Kidneybohnen-Soße-Arrangement und die Nachspeise ein Birnen-Apfel-Birnenmus auf Joghurt – alles sehr sehr lecker. Im Vergleich zu den letzten drei Gasthäusern wirklich empfehlenswert und ausgezeichnet und den Preis von 21 € absolut wert. Dazu gibt es 1/2 l Wein und 1 l Wasser geteilt durch zwei.

4. Etappe: Eishof – Pfelders (17,7 km, 848 hm)

Die Nacht ist okay. Das Frühstück gibt es von 6:30 Uhr bis 8:00 Uhr. Wir sind bereits kurz vor sieben unten und nach einem schnellen Frühstück auch schon 7:50 Uhr auf dem Weg zu unserem höchsten Ziel.

Es regnet. Die Sicht ist schlecht. Doch voller Elan vor uns ist schon eine Vierer-gruppe an Mädels gestartet und hinter uns folgen die nächsten Wanderer. Es geht stetig bergauf, ca. 826 Höhenmeter. Nach ungefähr einer Stunde haben wir bereits 400 Höhenmeter geschafft, fehlen nur noch weitere 400. Unterwegs überholen wir den 4er-Trupp Mädels und uns folgen dann in Entfernung von 500 m eine 2er-Gruppe Mädels, die wir auch schon die letzten Tage immer wieder gesehen haben. Es regnet weiterhin, es ist feucht (von außen wie von innen), man sieht nichts und ich bin Gott froh, wenn wir oben angekommen sind.

Wir brauchen am Ende nur ein wenig mehr als 2 Stunden bis zur Stettiner Hütte. Nachdem wir die pitsch patsch nassen Sachen gewechselt haben, gönnen wir uns ein heißes Getränk namens Kaffee. Aber wir verweilen nicht lange, denn so gemütlich ist es in der provisorisch eingerichteten Hütte auch wieder nicht (sie wurde durch einen Lawinenabgang Anfang 2014 zerstört und befindet sich nun im Wiederaufbau).

Als wir wieder starten, regnet es mehr als zuvor. Nun krame ich doch meinen Regenponcho hervor und dieser leistet gute Dienste. Es geht nur mehr bergab, in Summe 1.200 Höhenmeter. Bei der Laziser Alm machen wir eine gescheite Pause und wärmen uns bei einem Süppchen auf. Nun trennen uns nur noch 200 Höhenmeter und gut eine Stunde von unserem heutigen Etappenziel Pfelders. Kurz vorher gibt es noch ein aufregendes Intermezzo mit einer Kuh, die uns unverschämt nachstellt, aber wir kommen sicher in der Pension Wiesenhof an. Dort werden wir nett empfangen, füllen ein obligatorisches Pamphlet aus und gehen aufs Zimmer mit Balkon. Nach der alltäglichen Duschung starten wir zum Minimarkt im Ort. Dieser ist mit dem nötigsten ausgestattet und so entscheiden wir uns mal wieder für eine Flasche Wein, Käse, etwas Brot, Cracker, Weintrauben und Kekse. Zurück in der Unterkunft zelebrieren wir das bewährte Abendmahl.

5. Etappe: Pfelders – Krusterhof (18 km, 463 hm)

Nach einem guten Frühstück starten wir 9:10 Uhr trockenen Hauptes zur vorletzten Etappe. Zunächst geht es am Pfelderer Bach entlang, über Brücken, dann hinein in den Wald, in einem ständigen Bergauf und Bergab. Heute sollen es nur 300 Höhenmeter im Aufstieg sein; gefühlt sind es aber nach zwei Stunden schon mehr.

Unterwegs überholen wir das mittelalterliche Pärchen, welchem wir auf der Hängebrücke schon begegnet sind, dann den 4er-Trupp Mädels und dem mittelalterlichen Pärchen, welches auch in der Pension Wiesental übernachtet hat. In einer kleinen Jausenstation erspähen wir dann auch noch den 4er-Trupp aus zwei Pärchen, denen wir auch immer wieder unterwegs begegnen, unter anderem beim Umweg von Katharinaberg zum Eishof.

Nach dreieinhalb Stunden, d.h. circa 12:45 Uhr machen wir Pause im Gasthof Christl. Aber statt einer warmen Mahlzeit gibt es nur ein Brotzeitbrettl und etwas zu trinken. Nun sind es noch 4 km bis zum Etappenziel, dem Krusterhof. Diesen erreichen wir kurz vor 15:00 Uhr. Wir werden wieder nett empfangen und dürfen sogleich unser Zimmer mit Balkon beziehen. Auf diesen ruhen wir erstmal aus. 18:00 Uhr gibt es Abendbrot – à la carte. Man schmeckt das Herzblut, mit welchem der Gasthof geführt wird.

6. Etappe: Krusterhof – Dorf Tirol (18,4 km, 1.240 hm)

Nach einem leckeren Frühstück begeben wir uns ziemlich genau 8:00 Uhr auf die letzte Etappe. Es regnet und das nicht zu knapp. Mit Poncho, Regenjacke und Überzieher für den Rucksack ausgestattet stapfen wir los. Wir holen den 4er-Trupp Mädels wieder ein, welches wieder einmal vor uns gestartet ist.

Nach einer halben Stunde bin ich von innen und außen nass, denn ich schwitze und es schüttet wie aus Eimern. Nach dem ersten großen und größten Anstieg für den Tag lässt der Regen aber nach. Und gefühlt trockne ich auch wieder unter dem Poncho. Es geht ziemlich oft bergauf und bergab. Dann kommt sogar mal die Sonne raus und an einem Aussichtspunkt machen wir kurz Pause. Doch da wir wissen, dass das Wetter heute nicht besser werden wird, eilen wir auch wieder schnell voran.

Unser auserkorenes Ziel für die Mittagspause ist das Gasthaus Longfall. Doch 40 Minuten vor diesem Ziel sehen wir an einem Hinweisschild, dass die Alm freitags geschlossen hat. Und heute ist Freitag. So treffen wir die richtige Entscheidung an einer Weggabelung nicht weiter Richtung Bergstation Hochmuth zu gehen, sondern den Künser Waalweg direkt bergab ins Tal und ins Dorf Tirol zu nehmen. Denn der Regen wird stärker und Gewitter zieht auf. Es blitzt und donnert.

Zugegeben, ich habe ein wenig Angst. Diese und der starke Regen treiben mich schnellen Schrittes voran. Es sind noch dreieinhalb Kilometer bis zur Talstation und zum Auto. Nun macht mir aber der Regen gar nichts mehr aus. Stattdessen beschäftigt mich das Gewitter, denn von Blitz möchte ich jetzt auch nicht mehr getroffen werden. Aber nach fünfzehn Minuten ist der Spuk auch wieder vorbei und es regnet nur mehr in Strömen. Und zur Abwechslung beschäftigt mich jetzt ein kleiner Stein im linken Schuh, der meinen großen Zeh belästigt.

Doch dann ist es geschafft – nach ziemlich genau 5 Stunden Dauermarsch und gut 19 Kilometern sind wir zurück am Ausgangspunkt. Pitschnass aber glücklich und zufrieden. Am Parkplatz sind gerade zwei junge Frauen mit Hund dabei zu starten. Sie wollen auch den Meraner Höhenweg gehen. Vermutlich werden sie wohl nicht weit kommen, abbrechen oder umdrehen aufgrund der regen- und schneelastigen Wetterprognose für die nächsten Tage. In der Unterkunft Furggerhof angekommen beziehen wir, wie es sich als Belohnung für eine solche Tour gehört, eine dem Anschein nach zu bezeichnende Suite mit Himmelbett. Punkt halb sechs sitzen wir im Restaurant beim Essen. Mit dieser zufriedenen und gesättigten Stimmung findet diese Tour einen schönen Ausklang.

Bewertung: 5-Sterne-Hiking 

Eine Tour mit Temperaturunterschieden von 20°, abwechslungsreicher Landschaft, einem Peak von fast 3.000 Höhenmetern und ohne Stimmungstief – sogar beim stärksten Regen musste ich einfach lachen.

Nützliche Links:

https://www.meraner-hoehenweg.com/

https://www.merano-suedtirol.it/de/meraner-land/meraner-hoehenweg.html

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