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LECHWANDERWEG

6 Tage, 140 km, 4.000 hm

Anreise nach Lech

Wir starten wie ausgemacht pünktlich halb sieben mit dem Auto gen Füssen. Gegen 10 Uhr erreichen wir das Parkhaus und organisieren uns ein 7-Tage-Ticket. 

Schnell noch die erste Verpflegungsration kaufen bevor der Bus Linie 100 gegen viertel zwölf nach Reutte startet. Es regnet leicht. In Reutte geht es nach kurzem Warten und Umstieg in Linie 110 weiter gen Lech. In Warth müssen wir nochmal umsteigen. Diese wenigen Minuten fühlen sich aufgrund der doch vorherrschenden Kälte und einsetzenden Nieselregens etwas länger an.

Auch Lech wartet mit Regen auf und so werden wir die gut 1,2 km zu Fuß bis zu unserer ersten Unterkunft “Haus Braunarl” doch etwas nass. Umso schöner ist der Empfang durch die Hauskatze, die es sich hinterm Tresen auf dem Stuhl gemütlich gemacht hat. Man zeigt uns das komfortable Apartment. Der Hinweis auf die täglich laufende Sauna ab 16 Uhr erhellt zudem mein Gemüt.

Den Abend lassen wir wie gewohnt mit Wein, Käse und Kräcker ausklingen bzw. stimmen uns so auf den Urlaub ein.

1. Etappe: Lech – Formarinsee – Lech (29 km, 850 hm)

Den Lechweg direkt vor der Haustür starten wir die erste Etappe zehn nach neun und können uns sofort einer super schönen Landschaft erfreuen. Der Weg ist sehr gut ausgebaut und angelegt. Unterwegs gibt es zahlreiche Bänke und auch Grillplätze, bei denen man prima rasten kann. Die Landschaft ist sehr vielseitig – von flachen Abschnitten direkt neben dem Flusslauf, über kleine Anstiege am Waldhang oder Stock und Stein und auf und ab auf der Hochebene vorm Formarinsee. Unterwegs überholen wir einige Wanderer, u.a. auch einen Vierertrupp bestehend aus zwei älteren Pärchen.

Am See verweilen wir nicht lange, da es sich kurz vorher zugezogen hatte. Wir machen nur ein paar Fotos und fliehen dann wieder abwärts vor den Massen aus den Touribussen. Kurz nachdem wir den Rückweg angetreten haben, begegnen uns die „4 von der Tankstelle“ wieder – sie aber immer noch aufwärts streben. Nun traut sich die Sonne wieder hervor und wir machen Rast auf einem großen, aber spitzen Fels.

Danach geht’s gemütlich weiter bergab. Da wir schon fast 20 km hinter uns haben, gönnen wir uns sogar noch eine zweite Pause am Kiesbett. Es ist schon nach 15 Uhr als wir wieder aufbrechen. Wir haben noch 10 km vor uns, sprich gut 2 Stunden Gehzeit. Antrieb gibt uns die Öffnungs- bzw. Schließzeit vom Spar um 18 Uhr, den wir unbedingt noch mal besuchen müssen.

Und da aller Gute drei sind, treffen wir auch noch mal auf die 2 älteren Pärchen, die auf einer überdimensional großen Bank kurz vorm Ortseingang Lech sitzen und uns bitten ein Foto von ihnen zu machen. Nach einem kurzen Boxenstopp in der Pension geht es dann noch rechtzeitig zum Spar.

Zugegeben schmerzen mir von dieser ersten Etappe sowohl die Füße als auch leicht wieder die Hüfte und ich habe etwas Bedenken vorm nächsten und den kommenden Tagen.

2. Etappe: Lech – Hägerau (28 km, 1.060 hm)

Da es regnet, lassen wir uns Zeit mit dem Aufbruch nach Hägerau. Kalt ist es aber nicht. Wir begeben uns gegen 9:45 Uhr in einer Regenpause auf die zweite Etappe. Nach 20 Wanderminuten ziehen wir doch die Regenjacken an und nach 40 Minuten wieder aus. Das Wetter bleibt im Sonne-Wolken-Mix angenehm schön.

Wir überholen gut 10 andere Wanderer und legen wieder einen Speed-Hike nach Warth hin. Es geht ständig bergauf und -ab, über 1-Balken-Brücken an Wasserfällen und auch entlang eines recht batzigen Abschnitts. Vor Warth geht’s über eine Brücke über den Lech und wir nehmen den steilen, aber kürzeren Weg die letzten “paar” Meter nach Warth.

Auf einer Lechbank an einem Schuppen machen wir Pause mit Blick auf den kommenden Wegabschnitt. Und wer kommt just in diesem Moment vorbei? Genau, die zwei älteren Pärchen. Wir spielen ja eigentlich Hase und Igel. Nur weiß keiner von uns davon. Meine Füße machen brav mit; ich habe die orthopädischen Einlagen in meinen halbhohen Wanderschuhen. Nach der Pause fühlt sich der Rucksack allerdings um einiges schwerer an; zumindest sitzt er nicht mehr so gut. In Lechleiten haben wir den Peak für heute erreicht. Dann folgen 3 Kilometer hoch und runter, bevor es in Serpentinen gen Steeg abwärts geht. Wir pausieren noch mal an einer Bank mit Ausblick auf die Autobrücke. Dann geht’s weiter. Beim Örtchen Hinterellenbogen laufen wir kurz hinter einer älteren Frau, die durch einen Weidezaun geht und uns dann das Tor aufhält, als sie uns mit den Rucksäcken sieht. Wir plaudern sehr nett, als wir gemeinsam ein kleines Stück gehen. Sie scheint doch etwas beeindruckt, dass wir heute von Lech schon so weit unterwegs sind.

Ja, ich bin auch beeindruckt, denn es werden am Ende knapp 28 Kilometer sein. Haus Pfefferkorn in Hägerau ist unser Ziel für heute. Dort heißt uns ein Zettel an der Tür willkommen. Sehr nett. Bei einem Tässchen Kaffee lassen wir uns auf dem Balkon nieder – mit Blick auf die Berge in der Abendstimmung, schön. Auch die Gastgeber sind super nett und plaudern von ihrer gerade gemachten Etappe. Sie empfehlen uns, unbedingt die Lechcard, die wir am nächsten Tag von ihnen bekommen, zu nutzen und kostenlos mit der Jöchelspitzbahn zu fahren, um, wenn auch nur, den Ausblick von oben ins Tal zu erhaschen. Zum Abendbrot gibt es die letzten Reserven: zwei Äpfel, Kräcker und einen ganzen Gouda. Zum Frühstück haben wir morgen dann erst mal nichts. Aber der nächste Ort ist nicht weit.

3. Etappe: Hägerau – Elbigenalp (17 km 690 hm)

Theoretisch stehen heute nur 15 Kilometer auf dem Programm. Ich rechne plus 2, aus Erfahrung vom Vortag. Nachdem wir gemütlich doch noch den letzten Kaffee getrunken und unsere sieben Sachen gepackt haben, geht’s gegen 9 Uhr weiter auf dem Lechweg. Es ist jetzt schon gut warm, wenn nicht sogar dampfig und es verspricht ein heißer Tag zu werden. Nachdem mich am Vortag schon die Bremsen geärgert haben, versuche ich es mit Gegenwehr und Autan. Aber ich habe eher das Gefühl diese leidigen Kreaturen fahren mehr darauf ab, als dass es ihnen eine Abfuhr erteilt.

In Holzgau machen wir einen Abstecher in den mPreis-Supermarkt, um Brotzeit fürs Frühstück zu kaufen. Mit Vorfreude auf den Proviant tigern, nein sprinten wir in 15 statt angeschriebenen 35 Minuten aufi zur Fußgängerhängebrücke, um dort bei einer überdachten Picknickbank unser Frühstück zu genießen. Es ist 10:30 Uhr. Und es herrscht reger Verkehr auf der Drahtseilstahlkonstruktion. Gut gestärkt überqueren auch wir die 200 m lange und 105 m hohe Brücke – ein Spaß. :o) Weiter geht es dann – wieder mal bergauf und bergab – bis zur Talstation der Jöchelspitzbahn. Aber die macht gerade Mittagspause bis 13 Uhr. So kehren wir auf eine Hollerschorle, eine Cola und einen Himbeershake in den Lechtaler Hexenkessel ein. Kostenlos, aber nicht umsonst gondeln wir dann zur Bergstation, gehen nochmal ein Stück bergauf, um in der Wiese mit Ausblick ins Tal zu verweilen. Da uns die Sonne aber arg auf den Pelz brennt, treten wir nach nicht allzu langer Zeit wieder die Talfahrt an. Noch sind wir ja nicht am Ziel. Nun geht es eigentlich immer abwärts. Die letzten Meter bestreiten wir aber nicht auf dem Lechweg, sondern gehen schnurstracks die Hauptstraße in den Ort Elbigenalp zum Haus Walch. Dort setzen wir uns erst mal zum Ausdampfen in die nett hergerichtete Sitzecke mit Überdachung und lassen uns von der Gastgeberin etwas über den Lechweg erzählen. Initiator war der ehemalige Tourismuschef aus Lech. Umgesetzt hat es ein neutraler Berliner Architekt.

Nachdem wir uns in unserem beschaulichen Zimmer kultiviert haben, steuern wir eine der drei geöffneten Lokalitäten an. Das bekannte Restaurant Geierwally hat montags (leider) immer Showcooking und ohne Reservierung hat man da keine Chance. So wurde es die Pizzeria, die aber sowohl vom Essen als auch vom Personal sehr empfehlenswert ist – auch wenn wir hier nur mehr einen Tisch in der Sonne ergattern ob der vielen Reservierungen.

Überhitzt vom Tag, fängt man dann schnell an zu frieren, wenn die Sonne weg ist. Aber der kurze Weg zurück ins alte Bauernhaus ist auszuhalten. Mit Ausnahme der Auslegware im gesamten Zimmer, inkl. in der mit Schiebetür abgetrennten Dusche, ist es eine nette Unterkunft und ich bin gespannt aufs Frühstück.

4. Etappe: Elbigenalp – Stanzach (22 km, 510 hm)

Nach einem überschaubaren, aber guten Frühstück starten wir kurz nach 9 Uhr gen Stanzach und wandern schon am Morgen durch herrlichsten Sonnenschein. Nach anderthalb Stunden treffen wir wieder auf die 4er-Bande der ersten beiden Tage – gestern haben wir uns wohl verpasst.

Es geht zum Doser-Wasserfall, der nach Überlieferungen jedes Jahr am 23. April entspringt und wieder am 11. November versiegt. Das Rätsel für dieses Phänomen ist noch nicht endgültig geklärt. Weiter geht es auf dem Höhenweg Richtung Elmen. Dort (unten am Lech) kehren wir ins Café Lechzeit kurz auf ein Erfrischungsgetränk ein, bevor es weiter geht.

Zwar stehen heute nur 22 Kilometer (theoretisch) auf dem Plan, aber die Hitze schlaucht. Wir pausieren daher etwas länger auf einer Sandbank unter Schatten spendenden Sträuchern. Auch Kanuten und Bootfahrer nutzen die Sandbank für eine Pause.

Die letzten 5,5 Kilometer sind zach – zumindest für mich. Wir nehmen mal wieder nicht den Original-Lechwanderweg, sondern die Radspur. Einen Stempel ins Lechbuch würden wir wohl heute auch wieder nicht erhalten. Durch Martinau und Vorderhornbach, vorbei am Campingplatz über die Lechbrücke vor Stanzach, wieder direkt neben dem Lech bis zum Hotel Garni Waldhof.

Das Zimmer ist geräumig. Nach einer Abkühlung mit Limo und Bier aus dem Minikühlschrank am Empfang, einem Regenschauer draußen und der Dusche drinnen starten wir zum Minimarkt im Ort, um Abendessen zu organisieren. Geplant war eine Melone. Geworden ist’s das Standardessen.

5. Etappe: Stanzach – Wängle (22 km, 200 hm)

Das Frühstück ist ok, wenn auch sehr Weißsemmel lastig. Aber mit Vollkornbrot, Käse, Schinken, Marmelade und Joghurt kann man mich auch glücklich machen. Wir starten gegen 9:30 Uhr zur flach(st)en Etappe fast immer direkt am Fluss entlang. Nur eine Umleitung aufgrund einer Baustelle am Flussufer lässt uns über 2 Kilometer Geröll-Baustellen-Behelfsstraße laufen. Und hier treffen wir mal wieder auf unsere Wegbegleiter, die zwei Pärchen.

Wir kommen an einem Baggersee zwischen Forchach und Weißenbach vorbei, der mit seiner angenehmen Frische zum Baden einlädt. Ich genieße eine Runde Schwimmen, wenn auch nicht in ganz adäquater Badebekleidung. In Weißenbach holen wir die Vier dann wieder ein, die wohl aufgrund unserer Pause an uns vorbeigehuscht sind. Die Mündung des Rotlechs in den Lech bzw. der Beginn der Rotlechschlucht bietet ein schönes Fotomotiv. Da wir aufgrund meiner Bitte noch einmal Pause am Lech machen, holen wir die abermals an uns vorbeigelaufene 4er-Bande auf der scheinbar endlos langen Geraden vor Reutte ein letztes Mal ein.

Und kurz nach 15 Uhr erreichen wir das Hotel Restaurant Kröll, aber die Rezeption ist gerade nur von der Oma besetzt. Kein Problem, wir warten im “Biergarten” vorm Haus. Kurz vor 16 Uhr können wir dann unser Zimmer beziehen. Zum Abendessen gibt es Schnitzel Wiener Art mit Pommes und Salat – geschmacklich kein Vergleich zur Pizzeria. Mal sehen, wie das Frühstück wird.

6. Etappe: Wängle – Füssen (23 km, 680 hm)

Ich bin zeitig auf, da ich aufgrund der doch noch mal eher anstrengenden Tour eher aufbrechen möchte als die letzten Tage. Gegen dreiviertel acht gehen wir frühstücken. Es ist übersichtlich, aber ok. In diesen Gefilden scheinen aber Vollkornsemmeln eine Rarität zu sein und so begnüge ich mich wieder mit Vollkornbrot.

Gegen 8:45 Uhr begeben wir uns auf die schließlich letzte Etappe, die eigentlich mit 25 km und 1.000 hm noch mal knackig zu werden scheint. Den Vorschlag, die ersten zwei Kilometer und einige Höhenmeter zu sparen und gleich Richtung Lech und nicht den “Umweg” über den Höhenpanoramaweg zu gehen, nehme ich gern an. Die Sonne zeigt jetzt schon, was sie kann. Wir schlagen viele Haken durch die bebaute Landschaft, bevor wir kurz am Vogelbeobachtungsturm bei Pflach Halt machen und die Aussicht von oben genießen.

Weiter geht’s auf Feldwegen und mal neben der Bundesstraße her, bevor es bergauf in den Wald geht. Für mein Empfinden doch recht schnell steht schon der Alpsee auf den Hinweisschildern angeschrieben. Bis dorthin ist es noch mal ein wirklich schöner Abschnitt. Wir umrunden ein Viertel des Sees, bevor ich doch noch mal die Abkühlung im erfrischenden Nass suche. Man kann die Königsschlösser Hohenschwangau und Neuschwanstein sehen.

Dann geht’s weiter Richtung Ortschaft. Wir lassen uns im Biergarten nieder, um uns bei Schorle, Cola und Wurstsalat zu belohnen. Nun sind es nur mehr fünfeinhalb Kilometer bis zum Ziel. Vorbei am Schwansee, wo sich verständlicher- und klugerweise Badende tummeln und einem weiteren Waldabschnitt erreichen wir den von Touristen überfüllten Lechfall. Mission completed. Jetzt nur noch die letzten Meter in die Stadt Füssen zum Parkhaus schaffen und dann heimfahren.

Bewertung: 5-Sterne-Hiking

Unglaublich gutes Wetter trotz dessen, dass es eine Woche vorher schlecht angesagt wurde. Unglaublich schöne und abwechslungsreiche Landschaft. Unglaublich schöne Momente.

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